4,4 Mio. Euro mehr Wettverluste als bisher eingeräumt – die Politik nahm diese äußerst verspätete Zwischenbilanz am Montag ungerührt zur Kenntnis. Dabei steckt in der neuen Verlustbilanz Brisanz. Wie berichtet, hatte die Kämmerei Ende 2013 nach wiederholten Dementis eingestanden, dass die Verluste aus ihrer Wetterei gegen Commerzbank und West LB möglicherweise höher ausgefallen sein könnten als eingeräumt. Zuvor hatte Kämmerer Uwe Bonan stets betont, dass die Stadt mit dem Abschluss von Festzinszahlerswaps lediglich Zinssicherungsgeschäfte getätigt habe – zu marktüblichen Konditionen. Davon, dass die Banken als Vertragspartner in diese Derivate Verluste aus Wetten eingepreist haben, von denen sich die Stadt dringend zu trennen hatte, könne keine Rede sein.

Nun steht fest: In diesen Geschäften stecken weitere gut 4,4 Mio. Euro Schaden. Laut Gutachten von Finanzmathematikern haben sich die Banken dabei nicht nur den frühzeitigen Ausstieg Mülheims aus verlustreichen Wetten bezahlen lassen. Die Gutachter stellen fest, dass sich die Stadt beim Ausstieg weitere Male hat über den Leisten ziehen lassen. So hätten die Banken die Stadt nicht darüber aufgeklärt, dass weitere Verlustrisiken einstrukturiert waren.

Mehr als 15 Mio. Euro verzockt

Damit entsteht ein Gesamtschaden in Höhe von 15,26 Mio. Euro, den die Stadt verzockt hat. Zwei verlustreiche Wetten laufen noch, eine risikoreiche Zehn-Jahres-Wette kann die West LB-Abwicklungsanstalt 2016 noch einseitig starten. Bonans geäußerte Überzeugung, das von ihm gewählte Ausstiegsszenario werde die Stadt auf keinen Fall jene 16,5 Mio. Euro kosten, die seinerzeit ein sofortiger Ausstieg gekostet hätte, wackelt bedenklich. Ohne Klageerfolg, darauf könnte man wetten, wird’s noch teurer.

Die Politik machte all dies nicht zum Thema. Lediglich Eva Weber (Grüne) deutete ihr Unverständnis an, warum nicht schon früher Finanzmathematiker eingeschaltet worden sind. Grüne und FDP wollen dieses Gutachten nun einsehen. Bisher ist es unter Verschluss. FDP-Fraktionschef Peter Beitz sieht Licht am Ende des Tunnels. „Bis heute sind wir einen guten Weg gegangen“, dankte er der Verwaltung für die Aufarbeitung des Wettdebakels hin zur Klage auf vollen Schadenersatz.