Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist beinahe ein Volksleiden. Vor allem über 60-Jährige leiden an Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße, jener „Adern“, die unsere „Pumpe“ mit Blut versorgen. Der Kardiologe Dr. Peter Grooterhorst wird in einer Veranstaltung des DocNet am 9. April, 18 Uhr, über das Thema sprechen.

Wer ist am meisten von der Koronaren Herzkrankheit betroffen?

Dr. Grooterhorst: Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko erhöhen. Zumeist sind es ältere Patienten, die daran erkranken, etwa ab 60, 65 Jahren. Wenn Jüngere, also unter 50-Jährige, betroffen sind, das zeigt die Erfahrung , gibt es entweder eine starke familiäre Vorbelastung – oder es wurde vorher stark geraucht.

Welche Symptome sind typisch?

Es gibt zwei Verlaufsformen, einmal die chronisch stabile KHK, die sich durch Brustschmerzen oder Kurzatmigkeit bei Belastung bemerkbar macht – beim Treppensteigen, Bergangehen oder Schneeschippen. Furcht verbreitet die akute Verlaufsform, die typischerweise mit einem Herzinfarkt einhergeht, oder mit einer sich rasch verschlimmernden Angina Pectoris, der Brustenge, bei Anstrengung.

Wenn man vorher nicht betroffen war: Wann sollte man denn unbedingt zum Arzt gehen?

Bei Thoraxschmerzen, Brustschmerzen bei Belastung oder starke Kurzluftigkeit. Das sollte man unbedingt abklären lassen. Bei akuten, heftige Brustschmerzen, die etwa auch mit starkem Schwitzen einhergehen, sollte man nicht warten, bis man zum Hausarzt oder Kardiologen gehen kann, sondern den Notarzt alarmieren oder sich sofort in ein Krankenhaus begeben. Damit die Beschwerden abgeklärt werden können, und, wenn nötig, das Kranzgefäß mittels Herzkatheter sofort wieder durchgängig gemacht werden kann.

Mit welchen Fragen kommen die meisten Patienten zu Ihnen?

Es ist für sie häufig schwierig, das Symptom Brustschmerz zuzuordnen. Im Zweifel sollte man aber immer ärztliche Hilfe suchen. Wenn man als Arzt täglich damit zu tun hat, fällt die Einschätzung leichter.

Gibt es unterschiedliche Symptome bei Männern und Frauen?

Bei Frauen verläuft die KHK oft atypisch, mehr mit Kurzluftigkeit oder allgemeiner Schwäche. Auch beim Herzinfarkt sind atypische Verläufe häufiger. Bei einer Patientin mit starken Magenschmerzen, die schon zur Magenspiegelung angemeldet war, stellte sich heraus: Es war ein Hinterwandinfarkt.

Statistiken helfen aber im Einzelfall nicht weiter. Auch bei Männern kommt es ja zu atypischen Verläufen. Im Einzelfall kann es aber wirklich schwierig sein, die Symptome zuzuordnen.

Was gibt es Neues in der Behandlung der Koronaren Herzkrankheit?

An den Grundsätzen der Behandlung hat sich nichts geändert. Die Stents, die Gefäßstützen, sind heute aber leistungsfähiger, das Problem der Wiederverengung hat abgenommen. Bypass-OPs sind schonender. Ist die Durchblutungsstörung nicht sehr ausgeprägt, reichen häufig auch Medikamente.

Eine erfreuliche Entwicklung gibt es aber: Die Sterblichkeit hat in den letzten 20 Jahren deutlich abgenommen, sie hat sich fast halbiert.