Zuletzt durfte man ja Hoffnung haben. Nachdem die NRZ über die grotesk unrealistischen Gebühren für Außengastronomie berichtet hatte, nachdem Gastronomen protestiert hatten, da gab es in Politik und Verwaltung ehrliches Erstaunen. Ach ja, so war der Tenor. 4,60 pro Stuhlfläche und Monat, das lässt sich in Düsseldorf wieder hereinholen. Auf der Leineweberstraße nicht. Und für einen Moment konnte man glauben, die Erkenntnis habe zur Umkehr geführt.
Bis gestern. Gestern war business als usual, noch etwas befördert durch den Wahlkampf, in dem sich die Matadore wähnen. Mit dem Ergebnis: kein Ergebnis. Ein schlechtes Ergebnis.
Viel spricht dafür, dass sich SPD, FDP und MBI (was für eine Konstellation!) noch durchsetzen und die Asphaltabgabe wenigstens halbieren. Viel trauriger ist, dass offenbar der Blick für die Wirklichkeit fehlt. Was die Innenstadt noch wert ist, das belegt eine andere Nachricht: Statt eines Backdiscounters an der Schloßstraße kommt ein Backdiscounter an die Schloßstraße.
Bevor mir jetzt einer vorwirft, ich hätte was gegen Backdiscounter: Nein, ich habe nichts gegen Billigheimer. Ich hätte gerne was gegen die Billigheimer. Aber es gibt ja scheinbar nichts gegen Billigheimer in zentraler Stadtlage, vor allem keine kluge Strategie, ja nicht einmal eine Zielbeschreibung für eine Innenstadt 2030. Ruhrbania, Ruhrbania, Ruhrbania; das ist zu wenig.
Viel mehr wäre es, sich zum Partner jener Betriebe zu machen, die ein Viertel prägen; kreative Gastronomen, Fachbetriebe des Handwerks und inhabergeführter Handel. Und weil die kaum freiwillig kommen, kommt man ihnen entgegen. Gebühren? Gehören nicht gesenkt, sondern gestrichen, zumindest für die Anfangszeit, sagen wir: drei Jahre. Danach kann man über alles reden. Wenn die Leute dann noch da sind. Mit Wege- und Platzzoll kommen sie erst gar nicht. Da kommen nur die Billigheimer.
Wer das für Innenstadt hält, soll es sagen. Damit man weiß, welche Wahl man hat.