Wie bekommen wir in Zukunft gute, vor allem motivierte junge Mediziner? Die Frage treibt derzeit die Ärzteschaft um, wohl auch die Politik in Berlin, die an einem Masterplan 2020 arbeitet. Macht es weiterhin Sinn, den Nachwuchs nach dem Notenschnitt im Abitur auszuwählen? Darüber diskutierten jetzt auch ­Mediziner beim „Forum Gesundheit“, zu dem die Ärztekammer Nordrhein, Kreisstelle Mülheim, ins Evangelische Krankenhaus geladen hatte. Die Veranstaltung – eine Art Basiscamp – erfolgte im Vorfeld und als Teil des Deutschen Ärztetages im Mai in Düsseldorf.

Um den Ärztenachwuchs gerade im hausärztlichen Bereich, sorgt sich nicht nur Uwe Brock, Vorsitzender der Ärztekammer in Mülheim. Er verweist auf den hohen Altersdurchschnitt der niedergelassenen Ärzte. Der Nachwuchs reicht nicht, vor allem deshalb nicht, weil viele junge Ärzte eben nicht in die kurative Medizin gehen. Aber wie dazu motivieren? Vor allem, so ein Arzt beim Forum, dürfe der Beruf nicht weiterhin schlecht geredet werden. Und: Eigeninitiative dürfe nicht durch immer mehr Kontrollen eingeschränkt werden.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery, und der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, wünschten sich, dass der Medizinernachwuchs von morgen stärker nach der Motivation, nach sozialem Engagement und nach Leistungsfähigkeit für diesen Beruf ausgewählt würde. „Doch diese Verfahren müssten dann auch gerichtsfest sein“, betonen sie, wohlwissend, dass mancher, der nicht zum Zuge kommt, klagen könnte. Noch ist der Masterplan Zukunftsmusik. Montgomery erinnert zudem daran, dass bis zu 15 Jahre vergehen, bis letztlich ein ausgebildeter Arzt auf dem Markt zur Verfügung steht. Heißt: Änderungen zeigen erst spät Wirkung.

Bessere Vorbeugung, die Frage, ob es einen Facharzt für Schmerztherapie künftig geben sollte, Entwicklungen der europäischen Gesundheitspolitik, Qualitäten der Medizin und was Qualität in dem Beruf eigentlich heißt – das werden Themen der Ärzteschaft in den nächsten Jahren sein. Weiter geht außerdem der Kampf gegen eine ungleiche Bezahlung in Deutschland: Nach wie vor werden Leistungen in den Krankenhäusern von NRW schlechter honoriert als in anderen Bundesländern.