Mülheim. . In der Ruhrstadt fand der Borkumer Nils Nörtemann seine große Liebe und vor kurzem auch eine neue Heimat. Die erobert er gerade mit der Kamera und in spektakulären HDR-Aufnahmen von den Schlössern in Broich und Styrum oder vom Aquarius-Wassermuseum.

Vor einigen Tagen tauchten in einer Mülheimer Facebook-Gruppe ein paar Fotos auf: Die Schlösser in Styrum und Broich. Das Aquarius-Wassermuseum. Bilder mit Wow-Effekt. Wie aus einem Märchen. Knackscharf. Kontraststark. Dramatischer Himmel. Aufnahmen von Nils Nörtemann (42). Anfang des Jahres zog er von Borkum nach Mülheim und erobert sich seine neue Heimat gerade mit der Kamera. Ansichten eines Ostfriesen.

Von der Insel in die Stadt. Der großen Liebe wegen. Es gibt schlechtere Gründe, an die Ruhr zu ziehen. Kennengelernt hat Nörtemann seine Gefährtin Sue Riahi – „meine Traumfrau“, sagt er – 2012 auf Borkum. Sie (Touristin) ließ sich damals von ihm (seit vielen Jahren Wattführer) die Geheimnisse der Inselwelt erklären.

Nachtwächter und Wattführer

Ein Ostfriese im Ruhrgebiet: Nils Nörtemann, hier bei einer Wattführung in seiner Heimat Borkum.
Ein Ostfriese im Ruhrgebiet: Nils Nörtemann, hier bei einer Wattführung in seiner Heimat Borkum. © WAZ FotoPool

Natur und Fotografie haben den Friesen von Kindheit an fasziniert. Seinen gelernten Job als Pharmazeutischer Angestellter (PTA) hängte er an den Nagel, um Nachtwächter und Wattführer auf seiner Insel zu werden. Geprüft von der Nationalparkverwaltung. Denn die Nordseegänge bei Ebbe sind nicht ungefährlich. An die 35 000 Menschen hat er in den Jahren durch Priele und Salzwiesen gelotst auf 300 Touren im Jahr. Außerhalb der Saison bot er Computerdienste an. „Ich bin ein Multitalent“, lacht Nörtemann.

Und jetzt also Mülheim und die große Liebe. „Wie oft passiert es, dass einem der Mensch über den Weg läuft, den man gar nicht gesucht hat – einmal im Leben vielleicht“, begründet Nils Nörtemann den Umzug von der Waterkant an die Ruhrpromenade, vom 5000-Seelen-Dorf in die Metropole Ruhrgebiet. Ein Kulturschock, lacht er. Ist aber zu verkraften für ihn. Die Region spannend, der Menschenschlag angenehm: „Die Mülheimer tragen ihr Herz auf der Zunge. Das finde ich klasse. Da kannste auch mal flapsig sein und kriegst ‘nen frechen Spruch zurück.“

Aufnahmen in HDR-Technik

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Auch die Stadt fasziniert ihn, wie seinen Bildern anzusehen ist. Es sind spezielle Aufnahmen. „High Dynamic Range“ (HDR) heißt die Technik, bei der unterschiedlich belichtete Bilder im Computer übereinander gestapelt werden und so einen Umfang von bis zu 30 Lichtwert- oder Blendenstufen erreichen. Normal sind höchstens 12 bis 13 Stufen. Aus 121 Einzelfotos montiert Nörtemann so am Computer einen Sternschnuppenhimmel über den Aquarius-Wasserturm (in Wirklichkeit sind’s die Sterne, verwischt, weil sich die Erde unter ihnen wegdreht) und macht Schloss Styrum zur Kulisse für einen Märchenfilm. Eigentlich müsse gleich Harry Potter um die Ecke kommen. Mit der gleichen Technik übrigens hat er seine erste Heimat Borkum für einen Kalender fotografiert, der pünktlich zur neuen Urlaubssaison erscheinen wird.

Die große Liebe und eine neue Heimat hat Nörtemann in Mülheim gefunden, einen Job noch nicht. Er überlegt, auch hier geführte Touren für Touristen anzubieten durch Natur und Geschichte: „Da ist Mülheim ja reich.“