In Shanghai, der Industriemetropole Chinas, zeigte Eberhard Ross 2012 Arbeiten in einer Gruppenausstellung. Ein französischer Bankier war begeistert davon, rief die Galeristin von Ross in London an und fragte, ob es die Bilder auch größer gebe. „Ja“, sagt der Mülheimer Künstler, „so läuft das heute.“ Die Zeiten der alten Leidenschaften zwischen Künstlern, Sammlern und Galeristen gehen zurück. „Kunst ist immer mehr zum Geschäft geworden.“ Der Kunstmarkt gleicht einer globalen Spekulationsbörse mit angeschlossenem Haifischbecken – groß wie die Weltmeere. „Im Moment ist der Markt total überhitzt“, sagt Ross. Ganz oben schwimmen Einzelne, die Millionen verdienen und immer weiter gepusht werden. „Das Branding ist so weit fortgeschritten, es hat dem Mittelfeld komplett das Blut abgesaugt.“ Mit Blick auf den deutschen Kunstmarkt: „Der wird noch ein paar Jahre brauchen, bis er sich wieder erholt hat.“

Erholen musste sich Eberhard Ross erst mal in seinem Atelier in einem Hinterhof an der Kirchstraße, als er im vergangenen Jahr von einer Ausstellung in Südkorea zurückkam. Die Präsentation des Plattenlabels ECM war von München nach Seoul gewandert. Schon seit Jahren arbeitet Ross mit dem Verlag für zeitgenössische Musik zusammen und gestaltet CD-Cover.

Das Klima in der hektischen südkoreanischen Hauptstadt hat den bodenständigen Kreativen geschafft: „Der Stress, die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit sind nix für einen 54-jährigen übergewichtigen Künstler“, sagt der gebürtige Krefelder mit rheinischer Klangfarbe.

Neben seiner Kunst hat die Südkoreaner wohl auch die kommunikative, unaufgeregte Art von Ross überzeugt, denn über die Ausstellung in Seoul haben sich wieder neue Kontakte ergeben, die dazu führten, dass der Maler und Zeichner als „Artist in Residence“ von Mitte September bis Dezember in einem Atelier des Youngeun Museum of Contemporary Art in Soul arbeiten darf, eine Ausstellung erhält und die Werke auf der „Korean International Art Fair“ zeigt. Zudem gibt Ross im Anschluss daran sein Debüt mit einer Präsentation in der JJ Joong Jung Gallery im berühmten Gangnam-Viertel.

Dass ein Mülheimer auf dem asiatischen Kunstmarkt Fuß fasst, riecht nach internationalem Erfolg. Doch bei aller Ehre, „das Risiko, dass außer Ruhm nichts dabei rumkommt, ist groß“, so Ross. Aber es wäre noch viel größer gewesen, „wenn ich nicht in Kontakt mit der Galerie gekommen wäre“. Den Etat für die Ausstellung, das Geld für Aufenthalt und Flüge müsse er selbst aufbringen, mit einer satten Summe in Vorlage treten. Was zeigt, dass Ruhm und Reichtum nicht zwangsläufig Hand in Hand gehen. Da ist noch Luft nach oben.