Gut 800 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Mülheim folgten gestern dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik. Auf dem Kurt-Schumacher-Platz verliehen Beschäftigte ihren Forderungen lautstark Nachdruck. Die Frühschicht der Verkehrsgesellschaft MVG streikte bereits ab 3 Uhr in der Nacht. Nichts rollte mehr, kein Bus, keine Bahn. Im Bahnhof waren die Treppen zur U-Bahn mit Flatterband gesperrt. Derweil hatten sich viele Bürger offenbar auf den Streiktag eingestellt: In Behörden war wenig los, die Betreuung in Kita-Notgruppen klappte, berichtete Stadtsprecher Volker Wiebels. Die Innenstadt wirkte teilweise so leer wie an einem Sonntag.

Während der Kundgebung war das ganz anders. Gut 800 Streikende hatten sich vor der Forum versammelt. Aus großen Boxen dröhnte Popmusik („An Tagen wie diesen“). Viele trugen bedruckte Plastikwesten, Aufdruck: „Wir sind es wert!“, schwenkten Fahnen, fabrizierten Lärm mit Ratschen, Tröten, Trillerpfeifen.

„Forderung ist nicht maßlos“

Die Teilnehmer verteidigten die Tarifforderungen als maßvoll. Die Städte sind pleite? „Das Gejammer der Arbeitgeber ist ein absurdes Ritual. Es haben ja nicht die Beschäftigten über ihre Verhältnisse gelebt“, sagte Gewerkschaftssekretärin Anne Conrads. Lauter Applaus auch für Jugendsprecherin Julia Janssen. Sie unterstrich die Forderung, Azubis zu übernehmen. Am Ende mahnte Anne Conrads: „Wenn die Arbeitgeber kein Angebot vorlegen, stehen wir wieder hier. Und wenn Bürger sauer sind, sollten sie sich nicht an die Beschäftigten wenden, sondern an die Stadtspitze.“