Stadtmitte. . Sie müssen nicht lange überlegen, Tipps für eine glückliche Ehe haben Ruth und Helmut Hortz gleich parat: sich immer aussprechen, sich nicht zurückziehen oder bockig sein. Letztlich komme es aber auf Vertrauen und Ehrlichkeit an. Die beiden müssen es wissen; sie feiern am Mittwoch Eiserne Hochzeit.

Die Frage nach dem Mädchennamen lässt Ruth Hortz ein klein wenig stutzen. Kein Wunder: Immerhin trägt sie seit inzwischen 65 Jahren einen anderen Nachnamen. „Galle“, antwortet sie dann. „Wie die bittere Galle.“ Bitter! Das kann ihr Ehemann Helmut so nicht stehen lassen und setzt hinzu: „Aber süß!“ Auch nach über sechs Jahrzehnten wirken die beiden noch frisch verliebt. Heute feiert das Ehepaar Hortz Eiserne Hochzeit.

Das Datum ihres ersten Treffens weiß Helmut Hortz noch genau: Es war der 30. Oktober 1945, als er Ruth Galle in Berlin begegnete. Mit ihrer Schwester war er von Essen in die Hauptstadt gereist, um eine ihm Fremde und ihre Mutter ins Ruhrgebiet zu holen. Eine gefährliche Reise voller Strapazen war es, auf der sich die beiden verliebten. 19 Jahre war Helmut Hortz damals alt, und es war bereits das zweite Mal, dass er in die sowjetische Zone reiste. „Ich hatte meine Mutter, meine Schwester und meinen Bruder schon aus Magdeburg abgeholt und kannte den Weg“, erklärt der heute 87-Jährige, warum er die Nachbarin eines Freundes begleitete. Ruth Hortz war da gerade 16 Jahre alt und mit ihrer Mutter aus Schlesien gen Westen geflohen, aber nur bis Berlin gekommen.

Viele Stationen dieser Reise sind dem Ehepaar in Erinnerung geblieben. In schlechter, wie der Grenzübergang, vorbei an bewaffneten Russen, wie die Fahrt oben auf dem runden Dach des Zuges, wie die großen Blasen an den Hacken nach stundenlangem Fußmarsch oder als die Mutter beim Bauern einen Kohlkopf erbettelte. Andere, gute Erinnerungen, hingegen bringen die beiden zum Lächeln: Das gemeinsame Holunder-Sammeln, als Helmut seiner Ruth den Eimer trug und um sie „buhlte“, fällt ihnen da ein oder eben jene Pause auf einer Bank. „Da haben wir uns zum ersten Mal ein Küsschen gegeben“, erinnert sich die heute 85-Jährige.

Zurück in Essen wurden die beiden ein Paar, vier Jahre später wurde geheiratet – doch vorher musste Helmut Hortz seine Arbeitsstelle unter Tage aufgeben: „Sie wollte keinen Bergmann.“ Stattdessen fing der Schlosser auf dem Bau an, bevor er bei der Mannesmann-Werksbahn als Lokführer anfing. In Borbeck zogen die Hortz’ ihre zwei Söhne groß, bevor sie ein Haus im Westerwald kauften und dort 16 Jahre lang zu Hause waren.

Drei liebe Enkel

„Drei liebe Enkel“ – zwei Jungs und ein Mädchen – haben Ruth und Helmut Hortz zudem und die waren auch der Grund, warum sie wieder ins Ruhrgebiet, nach Mülheim, zogen. Die inzwischen um eine Urenkelin gewachsene Familie ist ihnen sehr wichtig. „Wir sind glücklich und dankbar, dass wir solche Kinder und Enkel haben“, betont Ruth Hortz.

Viel haben die beiden gemeinsam erlebt – und viel hat das Ehepaar, das jeden Tag Canastakarten, Kniffelblock oder andere Spiele rausholt, noch vor. Bald steht etwa der erste Flug an: Die Familie hat ihnen eine Reise nach Sylt geschenkt. Aufregend ist das natürlich, aber Ruth und Helmut Hortz freuen sich. „Wenn es uns gefällt, fliegen wir vielleicht auch noch woanders hin.“