In der MüGa, im Ringlokschuppen, in der Camera Obscura und im Aquarius Wassermuseum legten Besucher bei der langen Nacht der Industriekultur eine Extraschicht ein. Volle Museen und ruhiges Programm.

Das Schloss Broich im Farbenspiel bei der Extraschicht. Bild: Ilja Höpping
Das Schloss Broich im Farbenspiel bei der Extraschicht. Bild: Ilja Höpping © WAZ

Extraschicht 2008 in der MüGa: 200 Liegen und atmosphärisches Traumlicht brachten Entspannung. Bild: Ilja Höpping
Extraschicht 2008 in der MüGa: 200 Liegen und atmosphärisches Traumlicht brachten Entspannung. Bild: Ilja Höpping © WAZ

Die wichtigsten Utensilien, wenn man auf Extraschicht geht, sind zweifellos Fotoapparat und Routenführer. Das Stativ geschultert, ziehen viele Menschen zwischen den Stationen hin und her, das Heftchen, das die Aktionen zur langen Nacht der Industriekultur zusammenfasst, immer griffbereit. In Mülheim waren MüGa samt Ringlokschuppen und Camera Obscura sowie das Aquarius Wassermuseum Anlaufstellen. Auf der großen MüGa-Wiese stehen graue Liegen verteilt. Getränke in der Hand sitzen die Menschen dort, machen Pause von der Extraschicht, planen die Route, werden dabei vom Schlossturm aus von DJs elektronisch beschallt und von sich langsam, synchron agierenden „Bewegungschören” unterhalten. Entspannt und entspannend geht es zu. Doch es wird auch Programm gemacht. Studenten der Ruhruniversität Bochum laden zum Rundgang durch den Ringlokschuppen. Durch Tender, Halle und Theatersaal wird die Gruppe geführt und in die künstlerische Konzeption des Hauses eingeführt – und das sogar am praktischen Beispiel. Aus einem Stück von Rene´ Pollesch lesen das Führungsteam Kama und Gabriel. „Interessant”, finden Angelika und Lothar Röhken ihren Erst-Kontakt mit dem Ringlokschuppen am Ende. „Das freie Theater ist zwar nicht so unsere Szene, aber grundsätzlich ist es toll, Industriebauten kulturell zu nutzen.” Dann zieht es die Bochumer weiter. Sie haben noch viel vor. Doch ihr nächster Stopp liegt gleich um die Ecke. „Wir wollen zur Camera Obscura.” Dort wird's praktischer. Voll ist es auf den Etagen im Turm, die Besucher knubbeln sich vor Daumenkino-Mutoskop und Praxinoskop und lassen sich von Museumspädagoge Jörg Schmitz die Technik erklären. Für Kinder holt er auch mal ein Höckerchen, damit sie den besseren Durchblick haben. Ganz oben im Wasserkessel macht Jörg Hüttemann stündlich Experimentalmusik. Immer wieder werden die Kameras gezückt, Details fotografiert. Auch der MüGa-Park ist beliebtes Motiv, besonders nach Einbruch der Dunkelheit als er bunt beleuchtet wird. In Orange und Grün erstrahlt auch die Schloss-Mauer. Das Historische Museum nutzt dort die Gelegenheit und hat bis 22 Uhr auf. „Wir sind zwar keine Industriekultur, aber wir hatten einen Riesen-Anstrum”, sagt Luise Grav – und hat alles statistisch erfasst. Rund 65 Besucher pro Stunde haben sich die historischen Exponate angesehen. „Sie kamen aus ganz NRW – drei sogar aus Mexiko.” Ganz so weit hatte Gitta Schubeis es nicht – sie kommt aus Essen. In diesem Jahr orientiert sie sich an der Drehscheibe 1. Einiges, wie den Schuppen, kennt sie zwar schon, aber: „Im letzten Jahr hatte ich das Gefühl, nur in Bussen und Bahnen gesessen zu haben.” Als nächstes stehen für sie nun Fotoausstellung und Musik-Comedy im Aquarius an: „Da war ich noch nie. Und das ist ja das schöne an der Extraschicht, dass man Dinge sieht, die man sonst nicht beachtet.”