Der Schienenersatzverkehr zwischen Hauptfriedhof und Flughafen kostet jedes Jahr 154000 Euro zusätzlich. Daran kommen die Verkehrsbetriebe nicht vorbei, obwohl das Fahrgastaufkommen gering ist. Nächstes Jahr startet die Linie 130, die vom Flughafen bis zum Rhein-Ruhr-Zentrum führt.

Bald zwei Jahre ist es her, dass der Flughafenast der Linie 104 von einem Bus bedient wird. Die Gleise zwischen Flughafen und Hauptfriedhof hatten erhebliche Verschleißerscheinungen gezeigt, so dass die Verkehrsbetriebe dringend die Sanierung der Gleise in Angriff hätten nehmen müssen. Doch die für eine Sanierung erforderlichen 600 000 Euro wollte die MVG nicht investieren, weil das Fahrgastaufkommen auf diesem Teilstück keinen Straßenbahnbetrieb rechtfertige. Dafür seien mindestens 4500 Fahrgäste pro Tag nötig. Tatsächlich wurden hier im April 2013 nur zwischen 150 und 550 Personen registriert. Das hänge auch mit dem Bedeutungsverlust des Flughafens zusammen, der in den 20er und 30er Jahren noch eine wichtige Rolle spielte. Ende der 20er Jahre waren die Schienen auch gelegt worden.

Schienenersatzverkehr ist aber auch keine effiziente Lösung. Wenn man sich die Situation am Hauptfriedhof anschaut, hat man den Eindruck, dass sich hier nichts bewegt. Manchmal stehen hier drei Fahrzeuge gleichzeitig und warten: Die Linie 110, die Fahrgäste wieder Richtung Innenstadt bringt, die Linie 104, die gerade an der Endhaltestelle eingetroffen ist und der Bus, auf dem, man könnte es fast einen ironischen Kommentar nennen, das Theater an der Ruhr für seine Kaspar-Inszenierung wirbt. „Bewegt sein“, lautet die Aufschrift.

Stoßzeit zum Schulbeginn

Aber dieser absurd anmutende Eindruck des Stillstandes ist unter den gegebenen Umständen nicht zu ändern. Das bedauert auch MVG-Sprecher Nils Hoffmann. Es liegt am Takt und den unterschiedlichen Strecken, die Straßenbahn und Bus zurückzulegen haben. So braucht der Bus vom Flughafen für die vier Haltestellen gerade mal vier Minuten und muss dann auf die Linie 104 acht Minuten warten. Es kann dann auch schon mal sein, dass der Bus leer fährt. Mal sei es eine Handvoll, nur die Schulzeiten sorgten für größeren Andrang, erzählt der Fahrer.

Aufwendig und langwierig

Laut Nahverkehrsplan ist der Rest der Linie weitaus stärker gefragt und wird von 10 367 Fahrgästen genutzt. So sitzen auch an einem normalen Mittwoch etwa 20 Personen in der Straßenbahn, die rumpelnd und quietschend am Kaiserplatz um die Ecke kommt. An jeder Haltestelle werden drei bis vier Fahrgäste aussteigen, aber kein weiterer einsteigen. Zwei bleiben für die Endhaltestelle, die dann in den Bus wechseln.

Der Schienenersatzverkehr ist für die MVG ein aufwendiges und langwieriges Unterfangen. Die Kosten betragen pro Woche rund 3000 Euro. Das macht im Jahr eine Summe von 154 000 Euro. Bei drei Jahren summiert sich der Aufwand auf 462 000 Euro. Noch ein Jahr mehr und das Niveau der Streckensanierung wäre erreicht.

Aber ab Anfang nächsten Jahres soll der Schienenersatzverkehr Geschichte sein. Die Inbetriebnahme ist vor allem abhängig von den Essener Rahmenbedingungen, deshalb muss nicht bis 2017 gewartet werden, dem Zeitpunkt, zu dem in Mülheim die bestellten großen Niederflurbahnen eingesetzt werden können und in der Stadt die große Taktumstellung ansteht.

Attraktive Linie, aber hoher Preis

Die Busverbindung bleibt zwar bestehen, aber sie wird eingebunden in die neue Linie 130, die über Essen-Haarzopf zum Rhein-Ruhr-Zentrum führt. „Dann wird es deutlich rentabler“, ist sich Hoffmann sicher, „denn es wird eine attraktive Verbindung mit einer wesentlich größeren Relevanz.“ Der Antrag für die neue Konzession bei der Bezirksregierung liegt bei den Verkehrsbetrieben schon in der Schublade.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Planungsdezernat der Stadt Mülheim dezidierte Pläne vorlegt, wie auf der Strecke die Barrierefreiheit erzielt werden soll. Aber es gibt noch ein Problem, auf das Axel Hercher von den Grünen aufmerksam macht. Der 130er biete zwar eine rasche und komfortable, aber eine teurer Lösung. Ein Ticket wäre doppelt so teuer wie bei einer Fahrt mit der Linie 104 und der U18: nämlich 5,30 statt 2,50 für das Einzelticket und 18,90 Euro statt 9,40 Euro für den Vierfahrtenschein. Grund dafür ist die Wabenstruktur. Da die Bahn durch Essen fährt, wäre eine B-Ticket nötig. Hercher fordert die Anpassung dieser Struktur, damit es bei dieser Tour bei Zone A bleibt. „Eine sehr gute Idee“, sagt Hoffmann. „Sonst würden wir uns selbst das Wasser abgraben. Wir wollen doch, dass die Linie auch genutzt wird.“ Darüber zu entscheiden hat der VRR. „Es wäre nicht das erste Mal, dass wir die Wabenstruktur ändern.“