Mülheim. Auf den ersten Blick wirkt es paradox, aber in den neuen digitalen Netzwerken ist kaum etwas so beliebt wie der Rückblick auf die Vergangenheit der Stadt. Auf Facebook tummeln sich gleich mehrere Gruppen, die sich mit Mülheims Geschichte beschäftigen. Und einen Star der Szene gibt es auch schon.

Was macht eigentlich die Heißener Gruppe? Erst vor kurzem hatte sie sich unter dem programmatischen Titel „Unser Heißen - das Herz von Mülheim“ gegründet. Erst 62 Mitglieder sind dort aktiv, aber das mag auch daran liegen, dass es eine geschlossene Gruppe ist. Wer dort mitmachen will, muss also zunächst bei dem Administrator eine Anfrage stellen und von diesem dann aufgenommen werden.

Vielleicht sorgt dieses Procedere dafür, dass die Zahl bisher noch nicht weiter in die Höhe gegangen ist. Das dominierende Thema dieser Gruppe ist nämlich sonst auch in allen anderen Mülheimer Foren der große Renner: Heimatgeschichte. Der beliebteste Beitrag ist denn hier auch bisher eine alte Darstellung der Zeche Rosenblumendelle, die seit 1966 geschlossen ist.

"Opa Hein" ist Spitzenreiter

Aber vielleicht liegt das mangelnde Interesse auch daran, dass Freunde der Heimatgeschichte bereits in anderen Gruppen voll auf ihre Kosten kommen. „Damals in Mülheim“ zum Beispiel bietet explizit ein Forum nur für solche Beiträge. „Hier dürft ihr Erinnerungen aus eurer Kindheit, Bilder usw. posten, eben alles, was euch an früher erinnert“, heißt es in der Gruppenbeschreibung. Und von diesem Angebot machen auch viele Menschen Gebrauch: 1403 Mitglieder hat die Gruppe schon.

Aber auch in der Mülheimer "Du weisst"-Facebook-Gruppe (aktuell: 10.996 Mitglieder) werden immer noch Beiträge aus diesem Themenbereich veröffentlicht. Oft von den gleichen Personen, die auch in der „Damals“-Gruppe aktiv sind. Unbestrittener Spitzenreiter ist „Opa Hein“ - der mittlerweile unter den Mülheimer Facebookern schon so etwas wie einen Legendenstatus besitzt.

Erinnerungen an gute Erlebnisse

Kein Tag vergeht, an dem er nicht mindestens ein historisches Foto einstellt. Er muss über ein riesiges Archiv verfügen, kann er doch auch in der Regel auch unglaublich schnell auf Anfragen reagieren. Erinnert sich ein Gruppenmitglied etwa an eine alte Gaststätte, weiß aber den Namen nicht - man kann davon ausgehen, dass noch am Tag selbst „Opa Hein“ ein Bild dieser Gaststätte einstellt, natürlich mit dem richtigen Namen.

Solche Nachfragen sind im Moment besonders beliebt. Und hier zeigt sich vielleicht auch, was die Mülheimer so sehr an solchen heimatgeschichtlichen Beiträgen reizt. Es sind die Erinnerungen an gute Erlebnisse, die sie mit ihrer Stadt verbringen.

Und solche Erlebnisse macht man eben auch an der Theke. Das geht übrigens auch heute noch. Also: Nicht immer nur vor dem Computer sitzen, sondern auch mal vor die Tür gehen.