Dorothee Hammer (59) arbeitet seit 1996 als freie Hebamme. Zuvor war 21 Jahre lang in einem Krankenhaus fest angestellt. Obwohl sie ihre Berufshaftpflicht bisher noch nie in Anspruch nehmen musste, sieht den existenzbedrohenden Verlust der Berufshaftpflicht mit großer Sorge.

Warum sind freie Hebammen unverzichtbar?

Als freiberufliche Hebamme kann ich Frauen eine Rundumbetreuung anbieten. Wir lernen uns meistens schon in der zehnten Schwangerschaftswoche kennen. Als freie Hebamme übernimmt man in Zusammenarbeit mit dem Gynäkologen einen Teil der Vorsorgeuntersuchungen und macht mit der Frau die Geburtsvorbereitung von Schwangerschaftsgymnastik bis Akupunktur. Die Frau muss nirgendwo hingehen. Denn ich gehe immer zu den Frauen und die Frauen haben so eine vertraute Ansprechpartnerin, die sie begleitet, statt zehn verschiedene. Außerdem gehe ich auch nach der Geburt sehr regelmäßig zu den Frauen, so lange sie stillen

Wirkt sich Ihre Arbeit positiv aus?

Auf jeden Fall. Weil die Frauen ein großes Vertrauen zu mir haben und wissen, dass da immer jemand ist, der sich ums sie kümmert, entbinden sie wesentlich schneller und entspannter.

Wie sehen Sie die Zukunft ihres Berufes?

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, wenn sich mein Versicherer zurückzieht. Es fiele mir nicht im Traum ein, Geburten zu machen, ohne versichert zu sein. Als ich 1996 als freie Hebamme anfing, habe ich 700 Mark pro Jahr gezahlt. Jetzt sind es 4700 Euro und ab Juli 5100 Euro.

Warum wollen Sie unbedingt als freie Hebamme arbeiten?

Ich arbeite nicht mehr in einem riesigen Haus, in dem ich jedes Jahr bis zu 300 Frauen betreuen muss, sondern ich arbeite für mich und kann Frauen sehr viel intensiver betreuen . Ich empfinde das als eine sehr komplette und harmonische Sache, weil man Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge für Mutter und Kind nicht voneinander trennen kann. Frauen schätzen diese individuelle Betreuung.

Was kosten Ihre Dienste?

Ich rechne meine Leistungen mit der Krankenkasse ab. Für die Begleitung einer achtstündigen Geburt bekomme ich 333 Euro.. Hinzu kommt eine Bereitschaftspauschale von 447 Euro, die die Frauen bezahlen. Viele Krankenkassen bezuschussen diese Bereitschaftspauschale inzwischen mit 250 Euro. Mein Stundenlohn liegt derzeit bei 8,50 Euro. Ich habe Gott sei Dank den Luxus eines Ehemannes, der gut verdient. Meine Arbeit ist auch mein Hobby.