Mit wenigen Zutaten mischen Michelle (13), Kim (14) und Nadine (13) ihre Elefantenzahnpasta zusammen. „Kaliumiodid, Wasserstoffperoxid, Wasser, Farbe und Spülmittel haben wir in den Messzylinder gegeben“, erklären die drei Mädchen in den weißen Kitteln. Schnell die Schutzbrillen übergezogen, und schon quillt dicker Schaum über den Messbecherrand. „Voll cool“, finden das die Achtklässlerinnen. Wenn es um Chemie geht, hört man so etwas eigentlich selten von Jugendlichen. Am Gymnasium Heißen aber schon. Denn dort liegt einer der drei Schulschwerpunkte auf den Naturwissenschaften.
Als eines von 184 Gymnasien in Deutschland zählt das „Heißener“ zum Verein Mint-EC (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). „Es sind eine Reihe von Voraussetzungen nötig, um dieses Zertifikat zu bekommen“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Robert Dißelmeyer. So nehmen sie regelmäßig an Mint-Camps teil, Lehrer und Schüler absolvieren Fortbildungen und beteiligen sich mit Projekten an Wettbewerben.
Doch wie schaffen es Lehrer, ihre Schüler für Mathe, Chemie oder Physik zu begeistern? „Indem man von klein auf fördert“, weiß Sigrun Leistritz, die das Gymnasium seit etwa anderthalb Jahren leitet. Daher arbeitet die Schule zum Beispiel mit einem Verein zur Förderung naturwissenschaftlichen Nachwuchses zusammen (VDIni), der Projekte mit Kindern außerhalb des Unterrichts durchführt. Praxisnahe Experimente wie das von Kim, Michelle und Nadine aus der 8a helfen ebenfalls, die Neugier der Kinder und Jugendlichen zu wecken.
Europa ist Thema in vielen Fächern
Neben den Naturwissenschaften legt die Schule einen weiteren Schwerpunkt auf das Thema Europa. „Als Europaschule versuchen wir, die Schüler zu Europäern zu erziehen“, sagt Sigrun Leistritz. Dafür wird das Thema in unterschiedlichen Fächern behandelt. Etwa in Geschichte, Politik oder Latein. In Projekten sollen die Schüler ein europäisches Bewusstsein entwickeln. Etwa im Projekt „Geschichte lebendig halten“. In diesem pflegen die Heißener gemeinsam mit polnischen Schülern einen Kriegsgräberfriedhof in den Niederlanden. „Sie arbeiten die Geschichte gefallener Soldaten auf oder fahren dorthin und machen die Gräber sauber“, berichtet Robert Dißelmeyer.
Zudem besuchen Schüler aus der ganzen Welt das Gymnasium und leben für einige Zeit in den Familien der Schüler. „Sie kommen aus Paraguay, Ägypten oder China“, zählt Sigrun Leistritz auf. Partnerschulen gibt es in Polen, Lettland, Türkei und Großbritannien. Damit der Austausch nicht nur einseitig stattfindet, arbeitet die Schulleiterin daran, Auslands-Praktika für die Jugendlichen der 10. Klasse anbieten zu können. „Dafür knüpfen wir Kontakte zu Unternehmen in Polen, Großbritannien, Rumänien, Frankreich oder Österreich.“
Auch der bilinguale Zweig ist beliebt bei Eltern und Schülern. Eine von vier Klassen ist bilingual und bekommt ab Klasse 5 zusätzlichen Englischunterricht. „Später können die Schüler auch ein bilinguales Abitur abschließen“, sagt Dißelmeyer. Ein Vorteil fürs Studium: „Mit dem bilingualen Abi brauchen sie keine Sprachprüfung mehr zu machen.“