Fast einen Hauch von „politischer Korrektheit“ könnte man bei einem Blick auf die Programme der letzten zwei Sinfoniekonzerte verspüren: Nach einem explizit russischen nun ein ebensolches amerikanisches Programm, dargeboten vom Philharmonischen Orchester Hagen unter Florian Ludwig und dem Melton Tuba Quartett.

Zu Beginn ein „Klassiker“ der amerikanischen Moderne: Aaron Coplands Orchestersuite nach dem Ballett „Apalachian Spring“, das eine alltägliche Geschichte aus dem Leben amerikanischer Siedler um 1800 zum Thema hat. Tänzerische Abschnitte wechseln mit inhaltsschwereren, die durchaus stimmungs- und ausdrucksvoller hätten gestaltet werden können.

Das Erlebnis der Parallelen zwischen amerikanischer Folklore und der seiner böhmischen Heimat inspirierte Antonin Dvorak zu seiner Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, einer der schönsten in der gesamten Literatur. Allerdings schien das Amerika-Bild des Dirigenten mehr von greller Aufdringlichkeit bestimmt gewesen zu sein, er ließ es mächtig krachen, von sensibler Ausformung und böhmischem Charme war weniger zu spüren. Lichtblicke brachten die gesanglichen Soli der Holzbläser, vor allem das berühmte, lebensvoll atmende Englischhorn-Solo im zweiten Satz.

Der absolute „Knüller“ des Abends war das „Melton Tuba Quartett“, für das der amerikanische Tuba-Professor John D. Stevens ein „Grand Concerto“ für vier Tubas und Orchester geschaffen hat, das 2011 in Duisburg sein Uraufführung erlebte. Wohl kaum jemand unter den Zuhörern hätte das vorher für möglich gehalten, was ihm an diesem Abend die „Elefanten“ der Blechbläserfamilie vorführten: Koboldhafte Beweglichkeit, turbulentes Staccato-Spiel, das unversehens in den Blues und jazziges Swingen überging, genussvolles Ausspielen aller Raffinessen, beispielsweise des skurrilen Übergangs von einer Kadenz der Kontrabasstuba in den Tango zu Beginn des letzten Satzes. Für den Jubel der Zuhörer bedankte sich das Quartett mit dem Allegro aus der „Wilhelm Tell“-Ouvertüre von Rossini – in irrwitzigem Tempo mit aller komödiantischen Freude.