Leidenschaftliche Liebes-Schwüre in einer lauen Mainacht unterm Lindenbaum. Sie küssen und kosen sich und dann beißt sie ihn in die Hand. Schwupps, da zerstört ein bitterer Tropfen die ganze Harmonie, bevor alles unter dem liebestollen Zuckerguss von Verszeilen erstickt. Ironische Brechungen waren eine Stärke von Heinrich Heine. Er nannte sich selbst einen „entlaufenen Romantiker“, der aus der einst schweren, deutschen Lyrik moderne Alltagspoesie machte.
Die Liebe als ein Leitmotiv
Die „Kleine Bühne“ des Mülheimer Backsteintheaters hat sich jetzt dem bedeutenden deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts angenommen und bringt in ihrem 15. Programm einen Heine-Abend frei nach dem Gedicht „Mir träumte wieder der alte Traum“ auf die Bühne. „Der Traum, aber auch die Liebe ziehen sich als Leitmotiv durch den Abend“, erläutert Günter Johann. Der Germanist und ehemalige Deutschlehrer hat das Programm über Monate mit Liebe zum Detail zusammengestellt. Mit Versen von Heine, die der Romantik immer durch eine Spur von Ironie, Satire und Spott beikamen. Gedichte „voller Heiterkeit, die nicht unbeschwert war“, sagt Johann, „aber geistreich, elegant und witzig“. Heines kritisches Werk an Politik und Gesellschaft hat die Kleine Bühne bewusst außen vor gelassen, „weil wir das Publikum niveauvoll unterhalten und zum Schmunzeln bringen wollen“.
Volkmar Spira, Leiter der Kleinen Bühne und Regisseur, stand nun vor dem Problem: „Man kann doch nicht über zwei Stunden lang einfach nur Gedichte vortragen. Das Publikum erwartet doch Interaktion auf der Bühne.“ Und so sagte sich Spira: „Dann müssen die Heine-Texte eben Laufen lernen.“ Und so wird jetzt ein vielköpfiger Heine mit spielerischen Rezitationen des gesamten Ensembles und mit Musik über die Bühne gehen.
Musikerin Petra Stahringer-Burger hat sich bei ihrer Auswahl davon leiten lassen, „welche Assoziationen diese Texte wecken“ und statt auf Heine-Vertonungen lieber auf Robert Schumanns „Rheinische Sinfonie“, Pariser Musik und anderes Beschwingtes gesetzt, „was die Atmosphäre aufnimmt und unterstützt“. Mitunter vierhändig am Klavier, mit Akkordeon und Bratsche vom Backstein-Trio und den Kolleginnen Ulrike Dommer und Bärbel Bucke.
Mit Herzblut sei auch das Ensemble dabei gewesen, sagt Birte Spotteck. Wobei sich die Darsteller das Heine-Programm anfangs etwas schwierig vorgestellt hatten. „Alle Ensemble-Mitglieder sind dabei an die Grenze des Möglichen gegangen.“ Es sei eine Herausforderung gewesen, die aber schließlich „sehr viel Spaß gemacht hat“.