Mülheim wird Zentrum für Computerspiele-Entwickler. In der Baugalerie an der Kreuzstraße 1-3 entsteht ab Anfang 2009 die „Games Factory Ruhr”. Vier Firmen haben bereits Mietverträge unterschrieben.

Die Spiele-Fabrik wird Bestandteil der Kulturhauptstadt 2010. Die Präsentation übernahm denn auch am Mittwoch der künstlerische Leiter der Ruhr.2010 GmbH, Dieter Gorny. Für den ehemaligen Chef des Musiksenders Viva, der vor Jahren im Stadtbad – vergeblich – ein Musik-Café einrichten wollte, sind Computerspiele mittlerweile auch „in der Kultur angekommen”. Er sieht in der Branche ein großes Potenzial. Gorny: „Auch ältere Menschen bewegen sich in Richtung Internet.”

Nach Angaben von Stephan Reichart, Geschäftsführer der Mülheimer Aruba Events GmbH und Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Games, wächst die Branche der Spiele-Entwickler jährlich um 15 bis 25 %. In Deutschland gibt es von ihnen rund 200. 50 sitzen in NRW und davon die Hälfte im Ruhrgebiet. Die Branche setzt jährlich 2,5 Mrd € um – mehr als die Filmwirtschaft.

Da bot sich Mülheim als Sitz der Fabrik an. Nach längerer Suche wurde die Finanzdienstleistungs GmbH der Sparkasse, die als Maklerin mithalf, fündig. „Diese Branche braucht nicht nur Büros, sondern auch Werkstätten”, sagt FDL-Prokurist Thomas Weber zur WAZ. Da bot sich die Baugalerie an der Kreuzstraße an. „Die kreativen Handwerker bleiben dort erst einmal drin. Damit schlagen wir auch eine Brücke zu den Computerspiele-Entwicklern”, erklärt Gebäude-Eigentümer Alfons Grave. Er viermietet den Firmen die Räume, die mit aller EDV-Infrastruktur ausgestattet sind.

Mit der Anwerbung weiterer Unternehmer wollte Chefwirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier gleich am Mittwochabend in der Essener Lichtburg geginnen. Dort versammelten sich 1000 Vertreter der Branche anlässlich der Verleihung des Deutschen Entwicklerpreises. Auf den 2000 m2 auf drei Ebenen finden nach seiner Einschätzung bis zu 20 Unternehmen und bis zu 150 Mitarbeiter Platz. „Sie müssen nur ein Laptop mitbringen und können sofort starten”, lobt der Geschäftsführer der Mülheim & Business GmbH die technische Ausstattung des Gebäudes.

Die Wirtschaftsförderer haben beim Land NRW Fördermittel aus dem Ziel-II-Programm beantragt. Sollte die Summe von 654 550 € genehmigt werden, könnten damit gezielt Unternehmen bei der Gründung und beim Wachstum unterstützt werden. Mit im Boot sind auch die NRW Bank und die Sparkasse, die signalisiert haben, den Computerspiel-Entwicklern Darlehen zur Verfügung zu stellen. Denn Schnitzmeier kennt die Probleme, die kreative Unternehmer haben, an Geld für die Verwirklichung ihrer Geschäftsidee zu kommen.

Neben der Aruba GmbH zieht ein zweites Mülheimer Unternehmen in die Games Factory: die Crenetic GmbH. „Uns reizt das KKK-Modell”, sagt Geschäftsführer Carsten Widera-Trombach. Unter der Abkürzung versteht er den Slogan „kooperative Kompetenz durch Konkurrenz”. Denn in der Branche sind die Aufgaben klar verteilt: Entwickler schreiben die Software, Publisher kümmern sich um die Vermarktung, wieder andere pflegen Kontakte zum Handel. „In der Factory sind wir alle unter einem Dach. Jeder bringt seine Spezialität ein. Mann muss nur eine Tür weiter gehen, wenn man Hilfe braucht”, so Widera-Trombach. Die gemeinsame Nutzung von Konferenzräumen spare zudem Kosten.

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gamesfactory-ruhr.com