Mülheim. . Mit der Renaturierung des Borbecker Mühlenbachs zwischen Heimaterde und Frohnhausen wollte die Emschergenossenschaft 2013 beginnen. Doch dann wurde ein seltener Vogel entdeckt
An der Stadtgrenze zwischen Heimaterde und Essen-Frohnhausen soll auch Mülheim mit dem Jahrhundertprojekt Emscher-Umbau ein Stück Natur zurück bekommen. Allerdings steht der Umwandlung des Borbecker Mühlenbachs von einer betonierten Köttelbecke zum entfesselten Gewässer nun ausgerechnet die Natur entgegen: Beim Biomonitoring wurde ein rarer Vogel entdeckt, die Wasserralle.
„Das Wort Renaturierung nehmen wir sehr ernst. Wir können und wollen da nicht bauen, so lange der Vogel dort vorhanden ist“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, auf Anfrage dieser Zeitung. Der Verband habe sich darum selbst auferlegt, ein Ausweichquartier für das Federvieh zu suchen. Sobald eines gefunden ist, müssen die Beteiligten hoffen, dass die Ralle (ein scheuer Einzelgänger) das neue Revier auch annimmt.
Bis dahin liegt das Millionenprojekt auf Eis. Geplant war der Baubeginn auf diesem Abschnitt schon 2013. Wie die Emscher und andere Zuläufe bekommt auch der Borbecker Mühlenbach ein parallel verlaufendes Kanalsystem, das künftig die Abwässer aufnehmen soll. Südlich der A40 sind die Rohre schon verlegt, wurde der Mühlenbach bereits renaturiert. In Altendorf und Bergeborbeck läuft der Umbau.
4,5 Milliarden Euro für eine saubere Emscher
Die Renaturierung des Borbecker Mühlenbachs und der ergänzende Hochwasserschutz sind Teil des Emscher-Umbaus, in den bis 2020 rund 4,5 Milliarden Euro investiert werden.
Um den Fluss von Abwasser zu befreien, wird unterirdisch das komplette Emschersystem mit allen Nebenflüssen als Kanalsystem nachgebildet.
Auf Mülheimer Stadtgebiet gibt es im Projekt eine technische Besonderheit: Zurückverwandelt in ein Naturgewässer, würde der Mühlenbach langsamer fließen, zu langsam wohl, um auch starke Regenfälle rasch abzutransportieren. An engen Durchgängen unter Bahnlinien kann es zum Rückstau kommen. Im Grenzbereich zwischen Essen und Mülheim droht dann Hochwasser am Mühlenbach.
Stauraum für Hochwasser
Experten der Emschergenossenschaft haben berechnet, dass rund 20 000 Kubikmeter „Puffer“ geschaffen werden müssen. Auf dem Gelände einer Kleingartenanlage an Böhmerstraße und Breilsrand (Stadtseite Essen) soll darum ein Staubecken entstehen, an der Pferdewiese am Frohnhauser Weg auf Mülheimer Gebiet zudem ein unterirdisches Regenbecken (9500 m³ Stauraum) als Teil des Kanals, in dem sich bei starken Niederschlägen auch schmutzige Abwässer vom sauberen Regen absetzen können.
Sobald die Wasserralle (man sieht sie nicht, man hört sie nur) umgezogen ist, kann dieses Projekt umgesetzt werden. „Vom Potenzial her ist dieser Bereich ein wichtiger Abschnitt“, erklärt Abawi. „Wir haben hier viel Platz und ländliche Idylle, wo ein renaturierter Bach richtig glänzen kann. Schön ist es da auch jetzt schon. Das einzige, was noch stört, ist die Köttelbecke.“