Alte Mülheimer können sich noch daran erinnern, dass Autos und Straßenbahnen durch die Schloßstraße gefahren sind. Doch vor 40 Jahren wurde aus der zentralen Einkaufsstraße der Innenstadt eine der ersten westdeutschen Fußgängerzone, die mit ihrer Branchenvielfalt Kunden aus der gesamten Region anzog. In Ruhe und vom Autoverkehr ungestört flanieren, verweilen und einkaufen. Das möchte auch der Saarner NRZ-Leser Ralf Otto Lang. In einem Brief an die Redaktion, der in der Montagsausgabe veröffentlicht wurde, fordert er eine Lobby für die Fußgänger und plädiert dafür, die Düsseldorfer Straße mit ihren florierenden Geschäften im Saarner Ortskern in eine Fußgängerzone umzuwandeln.
Wie die NRZ gestern in einer Umfrage vor Ort herausfand, findet Lang bei einigen Mitbürgern aus dem Stadtteil Unterstützung für seine Idee. Doch genauso einhellig ist die Ablehnung der befragten Händler, die das Erfolgsgeheimnis der Düsseldorfer Straße gerade darin sehen, dass ihre Geschäfte von den Kunden mit dem Auto oder auch mit dem Bus erreicht werden können.
Ist die Fußgängerzone angesichts der Misere auf der Schloßstraße und des gut funktionierenden Einzelhandels auf der Düsseldorfer Straße noch ein Zukunfts- oder ein Auslaufmodell?
„Die Schaffung von Fußgängerzonen war in den 70er Jahren Ausdruck einer autogerechten Stadt, in der Fußgänger und Autofahrer voneinander getrennt wurden und den Fußgängern bestimmte Zonen zugewiesen wurden, in denen sie einkaufen sollten. Was wir heute brauchen, sind lebendige Straßen, in denen man sehen und gesehen werden kann und nicht ein Verkehrsart, die alle anderen dominiert“, sagt Stadtplaner Torsten Kamp. Auch wenn er sich „kleinere Eingriffe“ vorstellen kann, um den Fußgängern an der zeitweise stark befahrenen und an manchen Bürgersteigstellen auch zugeparkten Düsseldorfer Straße mehr Freiräume zu verschaffen, bezweifelt er den Sinn einer Fußgängerzone im Saarner Ortskerne. Denn er befürchtet, dass eine autofreie Zone das dortige Geschäftsleben abwürgen könnte: „Damit muss man sehr sensibel umgehen und darf keine Unruhe reinbringen.“
Die Diskussion über die Nahverkehrsplanung hat Planungsdezernent Peter Vermeulen gezeigt, dass die Mehrheit den Saarner Ortskern mit dem Auto oder mit der Buslinie 132 erreichen will. Statt in einer Fußgängerzone sieht er die Zukunft des Saarner Ortskerns in einem besser aufgeteilten Verkehrsraum, den sich alle Verkehrsteilnehmer teilen. Damit das gelingen kann, müssten Autofahrer an der Düsseldorfer Straße mehr Rücksicht auf die Fußgänger nehmen und dort maximal 20 km/h fahren dürfen. Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier und Verkehrsplaner Roland Jansen sehen die Düsseldorfer Straße im Gegensatz zur Schloßstraße vor allem als Nahversorgungszentrum.