„Die Zahl der ausländischen Mediziner, die sich bei uns bewerben, hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt“, weiß der für das Evangelische Krankenhaus zuständige Ategris-Personalmanager Dirk Huiskens. Die griechischen Ärzte Georgios Papaxanthis und Athanasios Papaioannou sind zwei Bewerber, die ihr Heimatland verlassen und in den Mülheimer Krankenhäusern ihr berufliches Glück gefunden haben. Der 36-jährige Papaxanthis arbeitet seit vier Jahren als Assistenzarzt in der Inneren Medizin des St. Marien Hospitals. Sein 28-jähriger Kollege und Landsmann Papaioannou ist seit 2011 als Assistenzarzt in der Gefäßchirurgie des Evangelischen Krankenhauses tätig. Beide haben eine ähnliche Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte der Perspektivlosigkeit.

Schmerzliche Trennung

Denn weil dem griechischen Staat das Geld für die eigentlich notwendigen Krankenhausärzte fehlt, hätten Papaxanthis und Papaioannou in ihrer griechischen Heimat zwischen vier und sieben Jahre auf ihre Facharztausbildung warten müssen, die sie jetzt am St. Marien Hospital und am Evangelischen Krankenhaus absolvieren können. Beide sind mit ihrer Geschichte offensichtlich nicht allein. Denn mit acht Kollegen im katholischen und zwölf im Evangelischen Krankenhaus stellen die griechischen Mediziner unter den ausländischen Ärzten der örtlichen Kliniken die größte Landsmannschaft.

Papaxanthis und Papaionnou erzählen übereinstimmend von dem Schmerz, der damit verbunden war, dass sie ihre Heimat verlassen mussten, aber auch über ihre Motivation, sich nach ihrem Medizinstudium eine berufliche und private Lebensperspektive erarbeiten zu wollen.

„Ich wäre gerne in Griechenland geblieben, aber ich muss an meine Frau und an meine beiden Kinder denken. Hier haben wir als Familie eine erheblich höhere Lebensqualität. Und als Arzt verdiene ich in Deutschland mehr als das Doppelte von dem, was ich in Griechenland verdient hätte“, sagt der aus Thessaloniki stammende Papaxanthis.

„Meine Eltern hätten mich auch lieber in Griechenland behalten, aber sie wissen auch keine andere Lösung, als eine Stelle in Deutschland zu suchen“, schildert sein Kollege Papaioannou seine Ausgangslage.

„Da ist es gut“

Obwohl der 28-jährige, dessen griechische Freundin als angehende Apothekerin in Dortmund arbeitet, zunächst lieber nach England gehen wollte, entschied er sich am Ende doch für das Abenteuer Deutschland, weil ihm Kommilitonen gesagt hatten: „Wenn du eine gute operative Ausbildung machen willst, musst du nach Deutschland gehen. Da ist es gut.“

„Da ist es gut“ bekam auch Papaxanthis von seinem ehemaligen Kommilitonen Kostas Ioannou zu hören, der bereits einige Jahre vor ihm als Assistenzarzt am St. Marien Hospital gearbeitet und gelernt hatte.

Sein Kollege Papaioannou stieß dagegen während seiner Bewerbungsphase eher zufällig via Internetsuchmaschine auf seine jetzige Stelle am Evangelischen Krankenhaus. Bevor sie ihre Stelle in den Mülheimer Krankenhäusern antraten, brachten sie einen mehrmonatigen Intensivkurs Deutsch hinter sich, durchliefen mehrwöchige Hospitanzen an ihrem künftigen Arbeitsplatz und wurden anschließend in ihren ersten Monaten von erfahrenen deutschen Kollegen an die Hand genommen, um sprachlich und fachlich im deutschen Klinikalltag anzukommen.

Auch wenn Papaxanthis und Papaioannou keinen Hehl daraus machen, dass die deutsche Sprache mit ihrer Grammatik für sie nach wie vor eine schwere Sprache ist, fühlen sie sich an ihrem Arbeitsplatz wohl und sehen dort nicht nur ihre kurz,- sondern in jedem Fall zumindest auch ihre mittelfristige Zukunft als Facharzt.

„Ich werde hier von 98 Prozent der Kollegen und Patienten voll akzeptiert“, freut sich der angehende Gefäßchirurg Papaioannou, der zusammen mit elf anderen fremdsprachigen Kollegen zweimal pro Woche einen zweieinhalbstündigen Deutschkurs für Mediziner besucht, um bald so perfekt Deutsch zu sprechen, wie sein Kollege Papaxanthis. Der scherzt über seinen griechischen Akzent: „Manche Patienten haben mich schon für einen Holländer gehalten.“ Und im Zweifelsfall haben die beiden griechischen Ärzte auch keine Scheu bei Patienten noch einmal nachzufragen: „Haben sie alles verstanden. Haben Sie noch Fragen“.Und im äußersten Notfall auch die Hilfe deutscher Kollegen anzunehmen.

Nicht lange überlegen müssen Papaxanthis und Papioannou, wenn man sie nach den Unterschieden fragt. Dann sagen sie fast wortwörtlich übereinstimmend: „Hier läuft alles etwas ruhiger und durchgeplanter. Die Dienstpläne werden besser organisiert und die deutsche Bürokratie arbeitet schneller.“

Man hört und staunt.