Mülheim an der Ruhr.. Plönes Haustechnik lädt zum Räumungsverkauf, das Geschäft mit der Rundumversorgung lohnt nicht mehr. „Außer Särge gibt’s bei Plönes alles“, hieß es rund 140 Jahre lang - damit ist Schluss. Doch Ralf Plönes, Sohn des jetzigen Inhaber-Paares, erhält mit neuem Konzept zumindest einen Teil des Ladens.
Man ist versucht vom Ende einer Ära zu sprechen, aber das wäre nicht richtig: Denn Plönes Haustechnik lädt zwar zum großen Räumungsverkauf ein, doch ein Teil des Traditionsgeschäfts bleibt erhalten. Die Geschichte des Ladens, der nicht nur geografisch als Herz von Selbeck bezeichnet werden könnte, geht also – abgespeckt – weiter.
Peter Plönes würde das wohl gefallen. Im Jahre 1876 war er es, der den Grundstein für das Unternehmen legte. Der Schmied erwarb die Gastwirtschaft „Zum Brücksken“, die heute noch als „Zur Kastanie“ Bestand hat, zudem eine Schmiede, einen Landmaschinen- und einen Gemischtwarenhandel sowie eine kleine Landwirtschaft. Laut alter Urkunden musste der wagemutige Mann dafür 16 200 Mark zahlen. Eine Investition, die sich ausgezahlt hat: In Kürze wird mit Ralf und Annette Plönes die fünfte Generation die Institution übernehmen – allerdings mit deutlich anderer Ausrichtung als anno dazumal.
Schon Gründer war „für alles da“
Zurück zu Peter Plönes: Sein Urenkel Helmut, der mit knapp 79 Jahren bald in den Ruhestand entschwindet, weiß noch viel über den aktiven Vorfahren: „Er hat den Selbecker Schützenverein mitgegründet und war eine Art Krankenpfleger für alte Leute.“ Er sei vor Ort quasi „für alles da“ gewesen, „vielleicht sogar fürs Zähne ziehen“, witzelt Plönes Ehefrau Brigitte (72).
„Für alles da sein“, das ist das Motto, das sich bei Plönes durch die Jahrzehnte zog. So blieb es, als 1905 Ludwig übernahm und die Geschäfte im neu gebauten Gebäude gegenüber weiterführte. Und so ging’s weiter, als Mitte der 30er wieder ein Peter die Regentschaft hinter der Ladentheke führte, der Vater des jetzigen Inhabers Helmut. Dieser war gelernter Huf- und Wagenschmied – das Handwerk stand bei ihm im Vordergrund. Doch immer ging es auch ums Konzept Rundumversorgung.
„Wir mussten uns allerdings auch früher schon oft umstellen“
„Wir mussten uns allerdings auch früher schon oft umstellen“, erzählt Helmut Plönes. Der Zeitgeist erforderte Veränderungen. In den 50ern – beim Wiederaufbau – waren Schlosserarbeiten gefragt: Tore, Geländer, Gitter. Und zu ähnlicher Zeit erweiterte Vater Peter das Sortiment auch um landwirtschaftliche Geräte, Waschmaschinen, Fahrräder und, vor allem, Motorräder. Damit ließ sich – im abgelegenen Selbeck – gutes Geld verdienen. Die Männer des Stadtteils fanden Arbeit in Heiligenhaus, Duisburg, Hösel – und mussten dort erst einmal hinkommen. „Damals hatte hier fast jeder eine NSU-Quickly“, so Plönes, der im Betrieb früh zum Fachmann für diese Flitzer avancierte. Und auch in der Freizeit Spaß damit hatte: „Mit einem Freund bin ich damit an die Adria gefahren, zum Zelten.“
Nur Särge und Lebensmittel fehlten
Helmut Plönes war auch sonst ein reger Mann, mischte im Turnverein, im Fußballclub, bei den Handballern und Tennisspielern mit, und natürlich im Bürgerverein für Selbeck. „Jeder kannte hier jeden“, erzählt der gelernte Schlosser und Maschinenbaumeister – „und alle wussten: Außer Särge gibt’s bei Plönes alles“. Wenn’s einmal etwas nicht gab, wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um es zu beschaffen. Einzig Lebensmittel standen nie zum Verkauf.
In den Regalen fanden sich Haushaltswaren, Gläser, Porzellan. . ., im Hof Gartenmöbel, Rasenpflegegeräte. . . Das alles gehört bald der Vergangenheit an; Schuld am Niedergang seien die großen Märkte, sagt Plönes, und Internetplattformen wie Ebay. „Heute kaufen die Leute hier nur noch Kleinteile, eine Dichtung für 10 Cent zum Beispiel.“ Das Geschäft, das einst acht Mitarbeiter hatte, lohnt sich nicht mehr. Plönes und seine Frau scheiden aber auch „aus Altersgründen“ aus. Sohn Ralf hat nun das Zepter in der Hand; er schreibt ein neues Kapitel der Firmen- und Familiengeschichte.