Mülheim. .
Patienten im Krankenbett, mit Infusionsständer am Arm und Jogging-Anzug sitzen im Publikum ebenso wie die Mülheimer, die sich für einen Theaterabend im Großen Kasino des Ev. Krankenhauses schick gemacht haben. Außer dem Backstein Theater auf mittlerweile drei Standbeinen (Große, Kleine und Junge Bühne) sind die musischen Veranstaltungen und kreativen Angebote fester Bestandteil der Kultur im Evangelischen Krankenhaus. Von jährlichen Besucherzahlen zwischen 22 000 und 25 000 spricht Michael Bohn (Leiter Große Bühne) selbstbewusst von einem Kulturort „der sich aus den Anfängen heraus als so etwas wie ein Kulturzentrum in Mülheim entwickelt hat“. Als ein vorbildhaftes Modellprojekt für Krankenhauskultur, 1990 von Volkmar Spira ins Leben gerufen, gab es 1995 sogar eine Auszeichnung von der Unesco. Und fast 25 Jahre später gebe es neben Mülheim mit Berlin und Münster nur drei Häuser, die in diesem Bereich führend seien.
Lachen ist die beste Medizin, besagt ein altes Sprichwort, und Singen befreit. Zur ganzheitlichen Gesundung gibt’s Komödien, Kabarett- und Dichterprogramme und Musische Werkstätten mit Konzerten und zahlreichen Mitmach-Programmen im Ev. Krankenhaus. „Inseln der Freude“ ohne Rezept und gratis – für Patienten wie für alle anderen Besucher des vielfältigen Veranstaltungsreigens. Bekommen Singabende landauf, landab eine immer stärkere Resonanz, so hat der Singingpool in der Backsteinschule schon seit langem guten Zulauf. Ebenso beliebt sind die Konzerte im Treppenhaus. Das nächste Konzert bestreiten Studenten der Folkwang Uni der Künste, Essen, mit virtuosen, folkloristischen und humorvollen Werken von Haydn und Dvorák am kommenden Sonntag, 19. Januar, 16 Uhr, im Foyer der Augenklinik.
Lachen ist gesund
Für Petra Stahringer-Burger, Leiterin der Musischen Werkstätten, macht Musik nicht nur glücklich und hilft bei der Gesundung, sondern „sie sollte auch den Menschen zugewandt sein“. Neu im Halbjahresprogramm ist das Feierabendsingen mit Lagerfeuerliedern und Evergreens sowie der Workshop für Männerstimmen von 16 bis 66 (5. März, 18.30 Uhr).
Während die Stimme den Ton vornehmlich in der Backsteinschule angibt, behauptet sich das Theater standfest auf den Brettern. Gerade steht die letzte Runde des Stückes „Ein komisches Talent“ der Großen Bühne im Kasino an (25.1., 26.1., 1.2.), da wirft die Premiere der Moliere-Komödie „Tartuffe“ am 29. März ihre Schatten voraus. Bohn freut sich, denn die Junge Bühne ist ganz frisch um einen dritten Kurs gewachsen.