Lange Zeit hatte man es „Duisburgs Neuschwanstein“ genannt. Zugegeben: Ein wenig augenzwinkernder Spott lag darin, der wohl der abgeschottet-verwunschenen Atmosphäre des herrschaftlichen Haus Hartenfels mitten im Duisburger Stadtwald geschuldet ist. Aber vermutlich auch den hoch gesteckten Zielen der Unternehmensgruppe Licon, das lange Zeit leer stehende Gebäude einem neuen Nutzen zuzufügen: Sechzehn Luxus-Wohnungen hatten die Leipziger zuletzt an der Grenze zu Mülheim geplant.

Charakter bewahren

Auf Mülheimer Seite, vom Fuß des Berges in Speldorf aus deutet nur die Spitze des Turms an, dass hier mehr zu sehen ist. Doch erst die Luftbilder von Fotograf Hans Blossey decken die ganze Schönheit des Duisburger Märchenschlosses auf.

Das prachtvolle und seit 1998 übrigens auch denkmalgeschützte Haus wurde 1911 errichtet und diente bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs als Landsitz des Duisburger Konzerngründers Peter Klöckner.

Zu dem Hauptgebäude gehören ein Tor- und Turmhaus sowie 60 000 Quadratmeter Grundstück. Das umliegende großzügige Waldgebiet – Klöckner war ein passionierter Jäger – soll inzwischen überwiegend von der Duisburger Forstverwaltung betreut werden, doch circa 25 000 Quadratmeter gehören weiterhin zum Haus Hartenfels.

2012 erwachte das Märchenschloss zu neuem Leben: Die Handwerker kamen. Die Eigentumswohnungen – von 77 bis zu 370 Quadratmeter groß – waren bereits vor der Fertigstellung heiß begehrt. In nur kurzer Zeit konnte die Unternehmensgruppe Licon alle bis auf zwei Einheiten des Nebengebäudes verkaufen. Der Kaufpreis soll bei 4300 Euro pro Quadratmeter liegen. Der Vermarktungserlös liege im zweistelligen Millionenbereich, hieß es von Seiten des Licon-Geschäftsführers Thorsten Knab.

Der Umbau dauert an: Aufzüge im Inneren der Villa sowie eine große Tiefgarage sollen für einen modernen Komfort sorgen. Viel Mühe gab man sich jedoch damit, den äußeren Charakter des stilvollen Traumschlosses sowie sein historisches Interior, etwa die hölzernen Kassettendecken, die Stuckdecken wie auch die beeindruckende Galerie in der Eingangshalle zu bewahren oder zu restaurieren.

Zu den Besonderheiten des Haus Hartenfels zählt nach wie vor der weithin sichtbare Turm. Von ihm aus hat man einen beeindruckenden Blick auf die Industrielandschaft im Westen, Norden und natürlich auf Mülheim.