Für welche Fortbewegungsart man sich im Alltag entscheidet, ist eine Sache der Gewohnheit. Und die zu ändern, ist ein langwieriger Prozess. Die täglichen Pfade sind eingefahren. Die Pia-Stiftung, die auch das Styrumer Naturbad betreibt, ist im vergangenen Jahr angetreten, das Metropolrad auf Touren zu bringen. Die Bundesförderung für das im Jahr der Kulturhauptstadt mit 1,7 Millionen Euro Bundesförderung angeschobene Mietradsystem war ausgelaufen und das Modellprojekt drohte damals gefährlich ins Trudeln zu geraten.
Geschäftsführer Frank Schellberg nannte im Vorjahr einige Punkte, die dem System zum Erfolg verhelfen könnten. So sollten Unternehmen für Firmentickets und die Hochschulen für das Campusrad gewonnen werden. Auch die Werbeeinnahmen sollten deutlich gesteigert werden. Nach einem Jahr steht immerhin das Pilotprojekt für das Campusrad, das langwierig gemeinsam mit dem Asta in Bochum entwickelt wurde. 50 Cent beträgt der Grundpreis pro Student und Semester, der wie das Semesterticket über den Sozialbeitrag bezahlt werden soll. Hinzu kommt noch ein minimaler Anteil pro Leihrad am Hochschulstandort. Dafür haben die Studenten fast unbegrenzt kostenlosen Zugang zu einem Fahrrad. Die erste Stunden ist gratis, jede folgende Halbestunde kostet 50 Cent. „Damit wollen wir verhindern, dass die Räder rundum die Uhr genutzt werden“, sagt Schellberg. Wer sein Rad an einer Station abschließt, kann es dann unmittelbar wieder kostenlos weiternutzen. Die Auswertung der Fahrtzeiten zeigt, dass die Räder ohnehin meist wesentlich kürzer ausgeliehen werden. In Bochum haben sich seit der Einführung die Entleihzahlen von 3000 auf 23000 explosionsartig entwickelt. Demnächst laufen Verhandlungen mit sämtlichen Hochschulstandorten im Ruhrgebiet. Mit einigen Städten wurde auch Vereinbarungen über Diensträder getroffen.
Betrachtet man die Mülheimer Stationen im einzelnen, fällt auf, dass die Studenten das Metropolrad als Fortbewegungsmittel entdecken und zunehmend intensiv nutzen, wie Fahrradbeauftragter Helmut Voß feststellt. Die vier Stationen in Hochschulnähe (etwa Bahnhof Styrum, Mühlenstraße und Dümptener Straße) zählen zu den dynamischsten. Dieser Trend werde sich fortsetzen, wenn die Anzahl der Studenten noch weiter wächst und im nächsten Jahr der Campus an der Duisburger Straße bezogen wird.
Dass zu den drei stärksten Standorten der Hauptbahnhof (1531 Bewegungen in den ersten elf Monaten an den beiden dortigen Standorten), der Wasserbahnhof (706) und der Kaiserplatz (564) zählen, verwundert nicht. Es folgt die Alte Straße mit 546 Bewegungen. „Die Strecke Hauptbahnhof-Saarn wird regelmäßig gefahren. Es ist auch einer der schönsten Wege in der Stadt“, sagt Schellberg. Es gibt auch Stationen, die mit unter hundert Bewegungen sehr unbefriedigend funktionieren. Sie liegen meist in Wohngebieten. Aber auch das Rhein-Ruhr-Zentrum zählt dazu. Zu rechnen, wie oft ein Rad im Jahr bewegt wurde, hält Voß für ungerechtfertigt. „Die Qualität des Systems besteht ja eben darin, dass an den Stationen stets ein Rad verfügbar ist.“ Er räumt ein, dass in Paris etwa, jedes Rad täglich in Bewegung sei.
Für Abo-Kunden der Bahn ist das Metropolrad besonders attraktiv. Sie können die erste halbe Stunde nach einer Bahnfahrt gratis fahren und sich ansonsten für 1,50 Euro pro Monat jederzeit für eine Kurzstrecke aufs Fahrrad schwingen. Etwa die Hälfte aller Radmieter waren im vergangenen Jahr Bahnfahrer. Diese Quasi-Flatrate kostet für alle anderen 3 Euro im Monat. Diesen Preis hält Schellberg für unschlagbar. Auch die technische Handhabung von Registrierung und Ausleihe sieht er unproblematisch. „Sich ein Bahnticket am Automaten zu ziehen, ist bestimmt komplizierter.“ Genutzt werde das Rad von jungen Leuten, für die moderne Handys selbstverständlich seien.