Mülheim an der Ruhr. . Am Mittwoch, 8. Januar, findet der nächste ökumenische Trauergottesdienst in der Kirche St. Mariae Geburt statt. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die gestorben sind, ohne dass sich einer gekümmert hätte. Das Ordnungsamt ließ sie beisetzen. Doch auch sie sollen nicht sang- und klanglos vergessen sein.
Dreimal jährlich gedenken Vertreter der beiden großen Kirchen sowie der Stadt mit einem besonderen Trauergottesdienst einsamer, verstorbener Mitmenschen. „Denn es darf nicht sein, dass diese Frauen und Männer einfach namenlos verscharrt werden“, sagt Diakon Hans Georg Keller, „das verbietet schon die Menschenwürde.“
Auch Mülheimer, die keine Angehörigen haben, oder nur solche, denen sie gleichgültig sind, sollen nicht sang- und klanglos vergessen werden. „Wir haben ja mit ihnen zusammengelebt. Und oft gibt es da noch Nachbarn oder andere Bekannte, die gern Abschied nehmen möchten“, so der 73-Jährige. So habe er in der Vergangenheit bewegende Momente erlebt, „mit Menschen, die einfach froh waren, dabei gewesen zu sein“. Darunter übrigens auch solche, die keinen der Verstorbenen persönlich kannten, die allein „aus Ehrfurcht vor den Toten“ gekommen waren.
Beim nächsten Gottesdienst dieser Art – am Mittwoch, 8. Januar, um 18 Uhr in der Kirche St. Mariae Geburt an der Althofstraße – wird Diakon Keller mit Pfarrerin Ursula Welting zur Gemeinde sprechen. Sie werden die Namen der Toten verlesen, sie werden für jeden eine Kerze anzünden – und natürlich werden sie beten für die Menschen, deren irdisches Leben in den vergangenen Wochen geendet hat.
Eingeäschert und anonym bestattet
Acht Frauen und Männer zwischen 53 und 80 Jahren sind es diesmal – einige weniger als sonst. Sie alle sind gestorben, ohne dass sich einer gekümmert hätte. Sie alle gehörten einer der Kirchen an. Und sie alle wurden vom Ordnungsamt der Stadt beigesetzt. In den allermeisten Fällen heißt das, dass sie ihre letzte Ruhestätte nach der Einäscherung anonym auf der Rasengrabfläche des Altstadtfriedhofes fanden. „Nur wenn es eine Willenserklärung gibt, aus der zum Beispiel klar wird, dass der Mensch nicht verbrannt werden wollte, gibt es eine Erdbestattung“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels.
Auf den Kosten der rund 60 und 100 Beisetzungen pro Jahr bleibe man übrigens höchst selten sitzen, „die Stadt tritt zwar in Vorlage, holt sich das Geld aber später zurück“, erklärt Wiebels. Zum Beispiel aus hinterlassenem Vermögen – oder auch direkt von den unwilligen, desinteressierten Angehörigen.
Die Idee stammt aus Nachbarstädten
Die Idee für die ungewöhnlichen Gottesdienste stammt aus Nachbarstädten; Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und Vertreter der Kirchen ließen sich davon Anfang 2010 erstmals inspirieren. Pfarrerin Ursula Welting (61) kennt Gläubige, die seit dem keinen einzigen Gottesdienst verpasst haben: „Denen ist es wichtig, besonders an jene Menschen zu denken, an die sonst keiner denkt.“