30 Häuser und Wohnungen klapperten Michèle und Niklas Steffenhagen sowie Seona und Noirin Gießner am Samstag ab - im Namen des Herrn. Die Kinder hatten sich als Sternsinger verkleidet und sammelten Geld für Kinder des afrikanischen Landes Malawi. Anfangs waren sie schüchtern, dann wurde es besser.
Im Pfarrheim der St. Joseph Gemeinde in Heißen wuselten am Samstag viele kleine und größere Sternsinger umher. Mehr als 20 Kinder der Gemeinde waren gekommen, um den alten Brauch aufrecht zu erhalten. Bevor Kaspar, Melchior und Balthasar durch die Straßen zogen, hieß es zunächst einmal verkleiden. Umhänge wurden geknüpft, Gesichter geschminkt, Kronen aufgesetzt und Sterne an die Träger verteilt.
Zu Anfang singen sie noch zaghaft
Michèle und Niklas Steffenhagen sowie Seona und Noirin Gießner bilden an diesem Tag eine Gruppe und werden mehr als 30 Häuser und Wohnungen abklappern und für arme Kinder des afrikanischen Landes Malawi Geld sammeln. Niklas ist das erste Mal mit dabei und daher auch etwas aufgeregt, als es in die Kirche geht, wo sie von Pastor Markus Kerner den Segen erhalten und sich gemeinsam schon einmal warmsingen. Pastor Kerner lobt die Kinder, dass sie den wichtigen Brauch weiterführen und so viele bekannte Gesichter unter den Kindern sind. Denn auch in diesem Bereich besteht großer Nachwuchsbedarf.
Dann geht es endlich los. Michèle, Niklas, Seona und Noirin machen sich gemeinsam mit Gruppenleiterin Gabi Bruckhoff auf den Weg. An der ersten Adresse sind die Lieder und Gedichte noch etwas zaghaft, die Kinder werden aber von Haus zu Haus mutiger und ausgelassener. Besonders Michèle, die mit dunkler Schminke den Melchior verkörpert, genießt die Auftritte. „Ich singe sehr gerne, aber eigentlich bin ich sehr schüchtern“, gesteht die Elfjährige. „Aber mit dem Kostüm erkennt mich ja keiner.“ Haben die Kinder ihr Lied gesungen und ihr Gedicht aufgesagt, ist es an Gabi Bruckhoff mit geweihter Kreide die Segensbitte über die Haustür zu schreiben.
„Für mich ist das eine Tradition, die beibehalten werden sollte“
Wer die Sternsinger bei sich zu Hause haben wollte, musste sich vorher in eine Liste eintragen. Denn jedes Haus abzulaufen, wäre mit 23 Kindern zu aufwändig. Für Gemeindemitglied Mechthild Fregin gehört es nach Weihnachten aber dazu. „Für mich ist das eine Tradition, die beibehalten werden sollte“, findet die Heißenerin. „Ich kenne es gar nicht anders und ich gebe auch immer etwas in die Spendendose.“ Die Dose trägt Niklas alias Kaspar stolz vor seiner Brust. Zwischendurch wird immer wieder gezählt, was die kleinen Sternsinger schon gesammelt haben. Denn auch wenn sie zwischendurch immer wieder auch Süßigkeiten für sich selbst überreicht bekommen, ist für die Kinder das Sammeln für den guten Zweck das Wichtigste. „Es ist ein schönes Gefühl, anderen Kindern damit zu helfen“, sagt die elfjährige Seona und beschreibt: „Und es ist schön, dass die Leute sich so freuen, wenn wir kommen.“ Viele warten daher auch schon an der Tür und die Sternsinger brauchen noch nicht einmal zu schellen. Die Menschen freuen sich und haben viel lobende Worte für die Kinder. Und auch wenn einmal nichts in die Spendendose wandert, weil die Rente einfach zu knapp ist, so ist eine Stärkung für die Kinder allemal drin. Besonders freuen sich ältere Alleinstehende dankbar über die Abwechslung. „Für mich bedeutet es Glück und Segen im ganzen Jahr und dass Gott immer bei mir ist“, erklärt Marianne Weiner. „Es wäre schlimm, wenn diese Tradition irgendwann einmal ausstirbt.“
Kirche plagen Nachwuchssorgen bei Sternsingern
Rund um den Dreikönigstag am 6. Januar sind wieder viele Sternsinger unterwegs. Verkleidet als die drei heiligen Könige Kaspar, Melchior und Balthasar ziehen die Kinder von Tür zu Tür und sammeln für einen guten Zweck. In diesem Jahr ist der Erlös für notleidende Kinder in Malawi bestimmt.
Mit geweihter Kreide wird an die Häuser die Segensbitte C+B+M geschrieben, was so viel bedeutet, wie „Christus, segne dieses Haus“.
Seit einigen Jahren hat die Kirche aber auch im Bereich Sternsinger mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Immer weniger Kinder und Jugendliche machen mit, kaum einer interessiert sich noch für diese ehrenamtliche Aufgabe.
Um das zu verhindern, marschieren Kaspar, Melchior, Balthasar gemeinsam mit der Sternträgerin weiter von Tür zu Tür. Denn es liegen noch einige vor ihnen. Und auch ein kleiner Sturz – womöglich war da die lange Kutte im Weg – kann einen heiligen König nicht aus dem Konzept bringen. Ganz tapfer aufstehen und einfach weitergehen. Es ist ja für den guten Zweck.