Mülheim-Styrum. . Der Wechsel von Pfarrer Michael Manz von der Heißener Friedenskirche nach Styrum hat die Gemeinde tief bewegt – und den Theologen selbst auch. Jetzt blickt er nach vorne und begrüßt die Lukasgemeinde.

„Niemals geht man(z) so ganz“ war die Anzeige überschrieben, die seine Fan-Gemeinde – wie sie sich selbst nennt – zu seinem Abschied in der WAZ geschaltet hatte. Nur ein Puzzleteilchen im Abschied von Michael Manz, der nach 20 Jahren die Friedenskirche verlassen hat und nach Styrum in die Lukaskirchengemeinde gewechselt ist.

Sie werden ihn schmerzlich vermissen in Heißen und auch Michael Manz wird seine Gemeinde der Friedenskirche vermissen, so viel steht fest. „Ich war völlig platt von den Reaktionen“, erzählt der 51-Jährige von den letzten Gottesdiensten in der Friedenskirche. „Die Leute haben hinten und an den Seiten gestanden – es waren bestimmt 300 Menschen gekommen. Das war schon überwältigend.“

Der Abschied steckt ihm offensichtlich noch in den Gliedern, irgendwie scheint Michael Manz noch zwischen zwei Welten zu schwirren. Jetzt aber sitzt er in der Immanuelkirche und blickt nach vorne. „Das ist schon ein anderes Gefühl in so einer Kirche“, sagt er und lobt die Flächen rund um die Kirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße. „Da kann man richtig was machen“, sagt der Pfarrer. Ideen, dafür ist Manz bekannt, hat er immer parat, außergewöhnliche zumeist. Ehrensache, dass es auch in oder an der Immanuelkirche Public Viewing zur Fußball-WM geben wird.

Wie findet er Styrum eigentlich? „Landläufig ist die Meinung über den Stadtteil ja nicht die beste“, sagt der 51-Jährige und macht deutlich: „Das ist von einem überheblichen Standpunkt aus gedacht und das finde ich schade.“ Er ist sicher, ebenso gut in dieser Gemeinde zurecht zu kommen – mit seiner offenen und ehrliche Art. „Ich bin im Essener Westen aufgewachsen, meine Eltern waren beide Arbeiter – daher passt das.“

Er wird sich nicht verbiegen, betont Manz, sondern seinen Weg weitergehen und den Gemeindemitgliedern zeigen, dass „auch ein Pfarrer ein ganz normaler Mensch ist und die Schwelle zur Gemeinde nicht sehr hoch.“ Ganz gezielt will er in Lukas darauf schauen, was die Menschen brauchen. Manz macht klar: „Ich kann hier schlecht einen Glaubenskurs drüberstülpen, wenn der gar nicht passt.“ Im Gegenteil, er hofft auf rege Beteiligung und Dialog. Dann, so sagt er, könne auch sein Wunsch in Erfüllung gehen, „hier glücklich und zufrieden zu werden.“ Manz hält es da ganz mit der Jahreslosung, mit der er in sein neues, ganz besonderes Kirchenjahr startet: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück“.

Friedenskirche wird aus Kostengründen aufgegeben

Wie berichtet, gibt die Evangelische Kirchengemeinde Heißen die Friedenskirche am Humboldt­hain aus Kostengründen auf. Aus demselben Grund wird das Familienzentrum an der Kleiststraße zum Sunderplatz verlegt und das alte Pfarrhaus neben der Gnadenkirche abgerissen und durch ein neues Mietshaus ersetzt, das Mieteinnahmen in die Gemeindekasse fließen lassen soll. Das Presbyterium begründet den Schritt damit, dass die Gemeindemitglieder weniger werden und deshalb die Einnahmeentwicklung bei den Kirchensteuern rückläufig sei. Dabei gelte der Grundsatz, eher auf Gebäude zu verzichten als Mitarbeiter entlassen zu müssen.

Der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Heißen, Wolfgang Sickinger, der auch Vorsitzender des Presbyteriums ist, erklärte zu der Entscheidung: Eine von Fachleuten erstellte Gebäudestrukturanalyse hat ergeben, dass von den vorhandenen drei Kirchen zwei unter Denkmalschutz bzw. in einem denkmalgeschützten Bereich stehen und somit kaum aufgegeben werden können – die Gnadenkirche als älteste Kirche in Heißen und die Erlöserkirche in der Siedlung „Heimaterde“. Aus diesen baurechtlichen Gründen könne also nur die Friedenskirche mit dem Gemeindehaus abgegeben werden.

Die Gemeinde reagierte auf den Entschluss geschockt. Der langjährige Pfarrer Michael Manz ist ebenso betrübt über die Aufgabe „seiner Friedenskirche“, sieht aber in seinem jetzt vollzogenen Wechsel in die Styrumer Lukasgemeinde einen Vorteil: „So muss ich die Friedenskirche zumindest nicht mehr abwickeln.“