Frau Menze, Sie waren Sportlehrerin. Wo haben Sie unterrichtet?
M. Menze: An einer Realschule in Wattenscheid und an der Gehörlosenschule in Essen. Außerdem hatte ich jahrelang eine Film-AG.
Was sollten Jugendliche über Film wissen bzw. lernen?
M. Menze: Ich würde nach Frankreich schielen, da ist Film eine eigenständige Kunstform. In Deutschland dagegen sieht man Film immer als reine Kommerzgeschichte, dabei gibt es eine große Bandbreite.
Wo könnte man Film im Rahmen des Schulunterrichts unterbringen?
M. Menze: Im Fach Kunst, aber so, dass Jugendliche wirklich ein Gefühl dafür bekommen, auch für das Kinoerlebnis. Gerade heute, wo alle nur ihre kleinen Kisten haben und sich Filme runterladen. Wir bräuchten Filmpädagogen, die direkt an den Schulen arbeiten.
Gehen Kinder heutzutage zu früh ins Kino?
M. Menze: Nein, sie gehen zu früh in die falschen Filme.
A. Thies: Ja, das glaube ich auch.
A. Pahl: Aber daran sind die Eltern schuld.
M. Menze: Nicht nur die Eltern. Was ich schlimm finde, ist unsere FSK-Freigabe. Die halte ich für völlig falsch. 0, 6, 12: Ob das die richtigen Schritten sind, von der Entwicklung der Kinder her, ist die Frage. Man müsste die Kategorien überprüfen. Und ganz fatal finde ich Filme, die ab zwölf freigegeben sind: Hier können Kinder in Begleitung der Erziehungsberechtigten auch schon mit sechs reingehen. Und fast alle Filme sind ab zwölf, die Branche brüllt ja schon auf, wenn ein Film ab 16 ist.
A. Thies: Wir versuchen immer, die Kinderfilme in 3 D und in 2 D zu zeigen. Denn nicht für jedes kleine Dötzchen ist 3 D geeignet. Darum muss man möglichst mehrere Varianten anbieten.
Frau Pahl, ist Ihr sechsjähriger Sohn auch schon Kinogänger?
A. Pahl: Nein. Er tastet sich da langsam heran, und das ist auch gut so, er hat nämlich noch Probleme mit schnellen Bildern. Sie machen ihm Angst. Ich muss aber mal eine Lanze für das Mülheimer Publikum brechen: Die Eltern sind oft vorne an der Kasse und fragen uns: ,Dies ist der erste Kinobesuch. Worauf muss ich achten?’ Wir sagen dann: ,Gehen Sie rein, schauen Sie es sich an, und wenn Sie nach zwei Minuten abbrechen müssen, kein Thema, wir erstatten auch das Geld.’ Ich sehe selten, dass Kinder für einen Film zu klein sind. Wir haben dieses Problem hier in Mülheim nicht.
Betreiben Sie als Kino-Chefinnen auch Ausbildung?
A. Thies: Wir schon. In der Filmpassage Osnabrück haben wir zwei Azubis, Veranstaltungskaufleute, und wir wollen auch in Mülheim ausbilden. Das wurde bislang noch nicht gemacht, aber wir werden es im nächsten Jahr beginnen.
Wie viele Stellen werden es sein?
A. Thies: Eine, maximal zwei, denn man muss sich natürlich auch um die Auszubildenden kümmern. Wir haben aber bisher gute Erfahrungen gemacht und auch alle jungen Leute übernommen.
A. Pahl: Wir bilden ebenfalls Veranstaltungskaufleute aus und haben derzeit eine Auszubildende.
In der Bewerbung sollte dann sicher stehen, dass man glühender Kinofan ist, oder?
A. Thies: Ja.
A. Pahl: Das sollte nicht nur drin stehen, das sollte man fühlen.
M. Menze: Das sollte selbst bei Aushilfen drin stehen.