Sie gilt als Mit-Erfinderin der Collage, einem bis heute wichtigen künstlerischen Prinzip. Nun gehört auch ein Werk von Hannah Höch zum Bestand des Mülheimer Kunstmuseums. Dessen Förderverein erstand ihr Ölgemälde „Die schönen Reusen“ und ergänzte damit die Sammlung der Klassischen Moderne um eine der wenigen hier vertretenen Künstlerinnen.
Oft wird Hannah Höch, die 1889 in Gotha geboren wurde und 1978 in West-Berlin verstarb, auf den Dadaismus reduziert, doch wird dies ihrem lange währenden künstlerischen Schaffen nicht gerecht. Hannah Höch war nicht nur Dada. Das jüngst durch den Förderverein erworbene Gemälde nennt Museumsleiterin Dr. Beate Reese in dieser Hinsicht ein Schlüsselwerk: „Es lässt die Wendung hin zu abstrakten Welten und einer kosmischen Dimension erkennen.“
So verwandelt Hannah Höch eine Reuse, dieses Fischfanggerät, in eine futuristische Architektur. Übergroß dargestellt, schwebt sie in einem kosmischen Raum und enthält eine Passage, der Menschen folgen. Beate Reese erkennt darin einen Kommentar auf die Zeit, in der dieses Werk entstand, das Jahr 1932: „Es könnte auch das Bild des Menschenfängers darstellen, als der Hitler oft bezeichnet wurde.“
Malverbot in der NS-Zeit
Hannah Höch selbst erhielt im Jahr 1933 Malverbot, überstand die NS-Zeit zurückgezogen in einem Gartenhaus in Berlin, wo sie nicht nur Notzeitbilder, die die Bedrängung der Künstler zeigten, schuf, sondern auch Werke ihrer Zeitgenossen rettete – unter anderem vergrub sie so ein Werk von Werner Graeff in einer Schachtel im Garten.
Nach Einschätzung von Museumsleiterin Beate Reese ist der Neuerwerb ein echter Gewinn für das Mülheimer Haus. Auch der Vorstand des Fördervereins ist froh, ein Werk „einer so substanziellen Künstlerin“, wie Vorsitzender Carsten Küpper sagt, kaufen zu können. Denn der aktuell überspannte Kunstmarkt treibt die Preise in die Höhe. Der Förderverein wird durch seine Mitglieder, meist Mülheimer, und den von ihm betriebenen Museumsshop finanziert. Ihm kommt eine immer größere Bedeutung zu, sagt Küpper: „Der Förderkreis ist als Hauptfinanzier nötig, um das Museum weiterzuentwickeln.“