Das eigene Leben an einem neuen Maß von Bescheidenheit zu messen und die eigenen Ansprüche herunterzuschrauben -- dazu ruft Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in seiner Weihnachtsbotschaft auf.
Das Leben Jesu habe mit seiner Geburt in Armut begonnen und in der „Armut des Kreuzes“ sein Ende gefunden. In der heutigen hochkomplexen Gesellschaft gebe es „viele unnötige Ansprüche“. „In unserer Region beschäftigt viele Menschen, so auch mich, die konkrete Armut von Menschen, mit denen wir zusammenleben“, betont Overbeck. Er erinnert an Familien, an allein erziehende Mütter mit ihren Kindern und an Jugendliche, die zu den Bildungsverlierern gehören, an die Flüchtlinge und an die wachsende Zahl alleinstehender alter Menschen. „Sie alle gehören zu den Verlierern unseres Lebenssystems. Ihre Armut schreit zum Himmel“, so der Bischof.
Wenn er vor Wochen auf die schwierigen wirtschaftlichen Entwicklungen in der Region aufmerksam gemacht habe, so sei dies aus Sorge um die Menschen geschehen, aus Sorge um ein Leben in Würde. Auch hier zeigten sich Formen von Armut wie etwa die trotz guter Konjunktur nach wie vor zu hohe Arbeitslosigkeit. „Menschen werden Opfer eines Systems, das lernen muss, umzukehren, alte Gewohnheiten der Machtverteilung und Klientelwirtschaft aufzugeben, sich neu über gewohnte Grenzen hinweg zusammen zu schließen und in das zu investieren, was Zukunft hat“, betont Overbeck. Eine solche Verantwortung könne helfen, „den Gesichtern der Armut, die in unseren Städten oft so traurig, orientierungs- und hilflos, manchmal ohne Obdach für Leib und Seele, auf uns blicken, neue Zuversicht und Kraft zu schenken.“
Auch die Katholiken lernten neu, im weitesten Sinne „arm“ zu sein. Die Ereignisse im Bistum Limburg hätten nicht nur das Finanzgebaren der Kirche auf den Prüfstand gestellt, sondern vor allem die Frage hervorgebracht: Wovon lebt die Kirche und wofür?