Die notorische Schwarzfahrerin „Oma Gerti“ (87 Jahre) aus Wuppertal wurde am Donnerstag zwar frei gelassen, saß aber schon zwei Mal in U-Haft – und das alles, weil sie ohne gültiges Ticket fuhr.

Dies zeigt: Schwarzfahren ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat – in Mülheim begangen sie genau 9029 von 281 051 kontrollierten Personen im Jahr 2012. Würde man diese Zahl auf alle Fahrgäste im Linienverkehr hochrechnen, ergäbe das die enorme Zahl von 807 275 Schwarzfahrern, das wären 3,21 % aller Fahrgäste. Mit dieser Zahl arbeitet die MVG.

In der Regel werden Schwarzfahrer aufgrund dieser Straftat, die als „Erschleichung einer Beförderungsleistung“ geahndet wird, mit 40 Euro zur Kasse gebeten. Was laut Nils Hoffmann, Sprecher der Mülheimer Verkehrsgesellschaft MVG, eine viel zu niedrige Summe sei, um wirklich abschreckend zu wirken. „Den Druck muss man erhöhen. Die Debatte läuft um 60 Euro für Ersttäter, 120 Euro für Wiederholungstäter. Das wäre gut!“, so der MVG-Vertreter. Eine Anhebung müsste aber von Bundesrat und Bundesregierung beschlossen werden.

Entkommen könnten Schwarzfahrer der Bestrafung auch, indem sie das seit zwei Jahren laufende Angebot „Von Schwarz zu Gelb“ annähmen. Bei Abschluss eines Abonnements (Ticket 1000 oder Ticket 2000) werde auf die Erhebung des „erhöhten Beförderungsentgelts“ (EBE) verzichtet. In Mülheim akzeptierten dies jährlich zwischen 400 und 500 Personen.

„Das funktioniert, weil jeder, der sich schämt, versucht, wieder etwas gut zu machen“, so Hoffmann. In Essen bei der EVAG mache man schon seit zehn Jahren mit Schwerpunktkontrollen gute Erfahrungen, konnte so die Beanstandungsquote auf 1,81 % senken.

Bei der MVG werden diese engmaschigen Kontrollen seit zwei Jahren durchgeführt. So habe man es bereits innerhalb eines Jahres geschafft, die Quote von 2,97 % (2011) auf 1,8 % (2012) zu senken. Der Trend sei also positiv, so Hoffmann. Das „Weißfahren“ steige, die Schwarzfahrer-Prozentzahlen sinken. Es vergehe kein Tag, an dem nicht kontrolliert werde.

Den typischen Schwarzfahrer gebe es nicht. Das Schwarzfahren gehe durch alle Schichten, Berufe und Altersklassen, die Ausreden seien ebenso vielfältig. Wer aber wirklich nachweisen könne, dass er keinen Fahrschein beschaffen bzw. diesen nicht entwerten konnte, habe nichts zu befürchten.

Noch Zukunftsmusik, voraussichtlich bis 2020, sei das lückenlose Erfassungssystem nach dem Motto „Check in - Check out“.

­Jeder Fahrgast müsse sich dann beim Einstieg legitimieren. Die erfassten Daten könne man dann ebenfalls für Statistiken auswerten.