Mülheim. . Was wäre ein Weihnachtsfest ohne Helge Schneider? Alljährlich beschenkt der alte Zausel die Konzertbesucher mit neuen Liedern und alten Gags. Gleich dreimal ist der Mülheimer Lokalmatador in diesem Jahr in der ausverkauften Stadthalle zu Gast, in der schon am ersten Abend kein Auge trocken blieb.

Mit seinem neuen Programm „Pretty Joe und die Dorfschönheiten“ und vielen alten Bekannten präsentierte Deutschlands Jazz-Comedy-Star nach dem Erfolg seines neuen Albums „Sommer, Sonne, Kaktus“ wieder eine turbulente Show, in der aber auch die erwarteten Langzeit-Kalauer immer wieder für große Heiterkeit unter den Zuschauern sorgten.

Dazu gab es das berühmte Tässchen Tee von Butler Bodo. Dabei genießt der umtriebige Musik-Clown vor allem beim sehr jungen Publikum nach wie vor echten Kult-Status.

Mit blauem Anzug, roter Krawatte und der seit 30 Jahren ungewaschenen Perücke betrat mit typischem Tanzschritt der Mega-Clown des deutschen Comedys die Bühne, um zur Freude der Jazzfans ein großartiges erdiges Tenorsaxofon-Solo im Stil von Ben Webster zu spielen, bei dem ihn seine „Dorfschönheiten“ mit perfekten Timing begleiteten.

Kritik an Stadtplanern

Stolz stellte Helge, der sich zunächst als alter Mann präsentierte, seine Band vor, von der „alle Musiker aus dem Ruhrgebiet kommen“. So komme der Gitarrist sogar „aus Cuxhaven“. Worauf der routinierte Entertainer, der seine Sketche, Songs und Parodien inzwischen locker aus dem Ärmel zu schütteln scheint, rasant zwischen ausgeflippten Ansagen und grandiosen musikalischen Einlagen auf diversen Instrumenten wechselte. Wie er etwa Duke Ellingtons Klassiker „Mood Indigo“ leichthändig und clownesk als jazzmusikalisches Zitat parodierte, das soll ihm erst einmal jemand nachmachen. Auch als groovender Hammond-Orgel-Jazzer wusste Helge mit einer starken Band im Rücken zu überzeugen. „Katzen-Klo“ gab es dann mit einem neuen Text, in dem der Vater die Katze vor der Garage überfährt und diese dann durch einen Hasen ersetzen will…

Scharf ging der Komiker dann mit den Politikern und Stadtplanern seiner Heimatstadt ins Gericht, die er als „hässliche Fratze des saturierten Einerleis“, das man inzwischen in allen Städten antreffe, herabwürdigte. Doch sein begeistertes Publikum bedankte sich bei Helge mit reichlich Applaus. Für eine wunderbar schräge Show, die es vor Helge Schneider in dieser Form nicht gab und die es nach ihm wohl nie mehr geben wird.