Reden bei Preisverleihungen sollten kurzweilig und erhellend sein, den Preisträger und seine Arbeit dem Zuhörer näher bringen. Der Künstler Eberhard Ross und der Wissenschaftler Benjamin List sind für Laudatoren eine dankbare Aufgaben, so offenkundig und unbestritten ist ihre Leistung und so offen und sympathisch ihr Wesen. Es müssen aber auch so gute Redner kommen wie Gabriele Uelsberg, die einstige Leiterin des Kunstmuseums, und Ferdi Schüth, auch er ein Ruhrpreisträger, der bewies, dass er auch, ganz ohne Knalleffekte, zu denen er bei seinen beliebten Vorträgen auf der Freilichtbühne greift, und erst recht ohne Power-Point-Präsentation, nur mit wenigen Worten Wissenschaft plastisch und plausibel machen kann. So jemanden wünschte man Schülern, vor allem den schlechten, die keinen Zugang zur Chemie haben, zum Lehrer.
Über Kunst und Wissenschaft, die auf den ersten Blick so gegensätzlich wirkenden Aspekte des Ruhrpreises, wurde gestern viel gesprochen: Seit 50 Jahren wird dieser Preis auch an Wissenschaftler verliehen und 50 Jahre ist es her, dass Karl Ziegler, der seine Kunstsammlung dem Museum vermachte, mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. List (45) kommt aus einem Familie, in der Kunst immer wichtig ist, und er sammelt auch selbst Kunst. Sein MPI-Labor bezeichnet er selbst als sein Atelier, in dem er Atome modelliert. Für Ross (54, der sich auf dem Foto ins goldene Buch einträgt) seinerseits waren Naturwissenschaften immer ein Bezugspunkt. Ein Interesse, das sich auch in seiner Malerei niederschlägt. So lautete der Titel seiner Ausstellung 2006 auch „Organische Geometrie“. Und für Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld sind beide, Künstler und Forscher, diejenigen, die eine Gesellschaft braucht, „damit sie auf der Höhe der Zeit bleiben kann.“