Mülheim. . Das Mülheimer Frauenhaus steht rund um die Uhr jenen offen, die häusliche Gewalt erlebt haben.Der Verein „Hilfe für Frauen“ kümmert sich seit fast 20 Jahren um Organisation und um Geldmittel
Das Vierfamilienhaus sieht von außen ganz unauffällig aus – nur wenige Mülheimer wissen, dass sich darin das Frauenhaus befindet, und das soll auch so bleiben. Anonymität ist wichtig für die Sicherheit der Frauen, die häusliche Gewalt erfahren - und sich in das Haus flüchten, um sich und ihre Kinder zu schützen.
Zwei Sozialarbeiterinnen, auch diese möchten ihre Anonymität wahren, kümmern sich um die Bewohnerinnen. Eine Erzieherin ist bis 16.30 Uhr täglich für die Kinder da, eine Hauswirtschafterin unterstützt das Team. „Zurzeit leben acht Frauen und sechs Kinder im Frauenhaus, das ist Durchschnitt“, sagt die Leiterin. Es gebe insgesamt elf Zimmer in den drei 80 Quadratmeter-Wohnungen. Im Erdgeschoss liegen die Empfangsräume, Büro und der Kindergarten- und Spielbereich, alles sehr weihnachtlich dekoriert und gemütlich. „Wir möchten, dass sich die Frauen und Kinder, die oft schwer traumatisiert sind, bei uns wohlfühlen, ein Zuhause haben“, sagt die Sozialarbeiterin.
Zunehmend junge Frauen kommen
Im Durchschnitt blieben sie drei bis sechs Monate, eine Zeit, in der sie ihr weiteres, unabhängiges Leben vorbereiteten. Mit Unterstützung des Teams könnten sie ganz praktische Dinge regeln wie Kindergeld beantragen, ein Konto eröffnen. Sie könnten zur Ruhe kommen, sich darüber klar werden, was werden soll. Wenn möglich gehe ihr normales Leben auch während ihrer Zeit im Frauenhaus weiter, die Kinder gingen zur Schule oder die Frauen ihrer Arbeit nach. „Viele Frauen, die zu uns kommen, bekommen allerdings Harz IV, sind sehr unselbstständig, was die praktischen Dinge des Alltags angeht.“
„Auch kommen in den letzten Jahren immer mehr junge Frauen ab 18 Jahren“, sagt die Sozialarbeiterin. Diese seien zunehmend schlecht auf das Leben vorbereitet, kämen selten aus intakten Verhältnissen. „Wenn sich das Rollenbild nicht schon im Kindergarten ändert, wird sich am traditionellen Rollenverständnis auch zukünftig nichts ändern“, prophezeit die Sozialarbeiterin.
Wenn die Polizei einen akuten Fall häuslicher Gewalt erlebt, fragt sie an, ob es einen freien Platz gibt, und liefert Frau und Kinder ab. Ein gepackter Koffer mit Wechselkleidung und notwendigen Utensilien steht immer bereit, oft kommen die Frauen in ihrer Not nur mit dem, was sie am Körper tragen. Im Frauenhaus kochen die Frauen in ihrem Wohnbereich, tauschen sich aus, kümmern sich um ihren Alltag, erleben eine nie gekannte, mulitkulturelle Solidargemeinschaft. Alkohol und andere Drogen sind tabu, rücksichtvolles Verhalten wird erwartet. „Oft müssen wir einfachste Dinge zeigen oder erklären, wie man kocht, putzt oder ein Formular ausfüllt“, sagen die Kolleginnen.
Das Frauenhaus gibt es in Mülheim seit 1994. „Wir sind gut angekommen, erhalten viel und rasche Unterstützung von Ämtern, Polizei, Sparkasse und auch unserem Vermieter MWB,“ sagen die Frauen.