Nach langen Verhandlungen haben sich Betriebsrat und Firmenleitung der kriselnden Salzgitter Mannesmann Grobblech (MGB) gestern auf ein Beschäftigungspaket geeinigt, das die Zukunft junger Fachkräfte, aber auch einiger Leiharbeiter betrifft. Wie beide Seiten auf Anfrage bestätigten, erhalten sechs langjährige Leiharbeiter feste Verträge, weiteren acht befristet Beschäftigten wird ein Jahresvertrag angeboten, sieben Mannesmänner konnten in Duisburg Anstellung finden. Für 17 weitere liegt indes nur ein Drei-Monatsangebot bis März 2014 vor.

Das Unternehmen spricht wie die Vertretung der knapp 800 Beschäftigten von einem Kompromiss. „Wir bieten mehr Anstellungen als es die momentane Auftragslage hergibt“, sagte Personaldirektor Ulrich Scholten. „Es ist immer eine schlimme Situation, nicht jedem helfen zu können“, sagte Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Lorenz. Beiden Mannesmännern, beide überdies in der SPD aktiv, ist klar, dass sie es nicht nur mit beruflichen Lebensläufen, sondern mit einem politisch hoch aufgeladenen Begriff zu tun haben: Leiharbeit.

Rückblende: Leiharbeit galt einmal als leidlich geeignetes Instrument, um den Personal- mit dem Auftragsbestand von Unternehmen zu versöhnen. Wenn die Bücher voll sind, wird Personal benötigt. Aber, wie lange? Für den Stahlsektor ist diese Frage eine altbekannte. Stahl, das bedeutet Großprojekte, Großprojekte brauchen Zeit, auch Anlaufzeit. Deswegen geht die Stahlbranche stetig durch eine konjunkturelle Hügellandschaft und 2005 war man gerade oben angekommen. Das Geschäft brummte

2005 vereinbarte MGB einen Leiharbeitspakt zu Bedingungen, die damals kein Standard waren: Gleiche Bezahlung, eine Laufzeit bis 2017 und eine festgelegte jährliche Übernahmequote. Das Ergebnis: „Man kann die Leiharbeiter im Betrieb von fest Angestellten nicht unterscheiden“, sagt Betriebsrat Lorenz. Und zweitens: 120 Leiharbeiter sind fest in den Betrieb gekommen. Also, ein Erfolgsmodell?

Auf die Feinheiten kommt es an

An dem Punkt zucken Lorenz wie Scholten zurück. Es konnten viele, aber eben nicht alle übernommen werden. Und jetzt, da Mannesmann im Tal ist, braucht die Firma erst mal Aufträge - und dann Mitarbeiter, vielleicht. Wenn man so will, zahlt das Unternehmen jetzt also die Hypothek der Vereinbarung von 2005 ab.

Ob es jemals zu einer Neuauflage käme? Zuletzt musste sich das Unternehmen für sein Leiharbeits-Modell wüst beschimpfen lassen, von Sklaventum war da die Rede. Der Protest geht von zwei Beschäftigten aus, die das Unternehmen verlassen mussten, aus anderen Gründen zwar als der Art ihrer Anstellung. Dass sie die Leiharbeit an sich als Hebel benutzen, zeigt aber, wie sich das öffentliche Bild geändert hat. Auch die Große Koalition will darauf reagieren und erstens gleiche Bezahlung festlegen und Leiharbeit zweitens begrenzen, auf 18 Monate.

Allerdings: Eine Begrenzung galt auch schon 2005 - es sei denn, die Betriebe vereinbarten, so wie MGB, einen Haustarifvertrag. Ob diese Öffnungsklausel weiter Bestand hat, weiß im Moment keiner. „Da lese ich im Moment nur große Überschriften, es wird aber auf die Feinheiten ankommen“, sagte Scholten.