„Der einzig wahre Nikolaus - mit oder ohne Knecht Ruprecht.“ - Solche und ähnliche Werbeslogans finden sich, wenn der Nikolaus im Internet bestellt werden soll. Ein Mausklick und der Rauschebart ist im Warenkorb. Lieferdatum: 06.12.
Die Dienstleistungsagentur „Job-ruf“ hat sich das Vermitteln von Studenten zum Auftrag gemacht. Um diese Jahreszeit floriert vor allem das Geschäft mit den Nikoläusen. Amelie Gensing vom Kundenservice weiß: „Deutschlandweit sind rund 60.000 Studenten bei uns registriert. 6.000 davon interessieren sich allein im Ruhrgebiet für einen Nikolaus-/Weihnachtsmannjob. Damit haben wir eine deutliche Steigerung zum letzten Jahr.“ Das Geschäft läuft gut für Hobby-Nikoläuse. „In einer Stunde verdienen unsere Studenten pauschal 50-80 Euro.“, so Gensing.
Bei einem Honorar in dieser Höhe liegt nah, dass sich nicht nur Studenten als weihnachtliche Aushilfe anbieten. Auch professionelle Promoter finden sich im Winterwunderland des Internets. Einer von ihnen ist Michael Thielen: „Als Student habe ich meinen ersten Job von der Agentur für Arbeit bekommen, heute bin ich der Nikolaus von Frankfurt.“ Die Agentur für Arbeit zählt Nikolausjobs gegenwärtig nicht mehr zu ihrem Repertoire. „Wir konzentrieren uns mittlerweile mehr auf unseren Kern, die sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten.“, bestätigt Michael Kinzler, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Essen. Thielen selbst ist in diesen Tagen besonders gefragt. Es ist seine Zeit. Einen Grundsatz aber bewahrt er sich auch dieses Jahr wieder: „Knecht Ruprecht gibt es bei mir nicht. Er soll Bettnässen und schlechte Noten bestrafen. Oft bekomme ich solche Anfragen. Von schwarzer Pädagogik aber halte ich nichts.“
„Schwarze Pädagogik“ kommt auch Martin Zeller nicht in die Tüte oder besser gesagt, in den Sack. Der Schuldirektor der Grundschule an der Heinrichstraße empfindet die von Knecht Ruprecht verkörperte Idee der Bestrafung als veraltete pädagogische Vorstellung. Cornelia Lange von der Tageseinrichtung „Kita Karlchen“ meint ebenfalls: „Die Kinder sollen Spaß haben. Das ist die Hauptsache. Jeder bekommt etwas. Nicht wie in der eigenen Kindheit als Belohnung oder Bestrafung.“ In der katholischen Tagesstätte St.Joseph verzichtet man nicht nur auf Knecht Ruprecht. Auch der stereotypische Nikolaus bleibt außen vor. „Bei uns kommt der Pastor und singt mit den Kindern. Seit Wochen lernen wir Lieder und Gedichte. Der Coca Cola-Nikolaus ist in unserer Einrichtung verpönt.“, lacht Erzieherin Sabine Spiller.
Tatsächlich aber kennen die meisten Kinder eben diesen, aus der Coca Cola Werbung entsprungenen, Nikolaus. „Kaum noch ein Kind kann Lieder singen oder Gedichte aufsagen. Wenn überhaupt, dann reicht es mit Mühe für ein „O Tannenbaum“.“, weiß Promoter Thielen. „Eltern wollen ihren Kindern immer mehr bieten. Alles ist zu einem Event geworden. Eben auch der Nikolaus.“