Mit Argumenten und Zahlen versuchte gestern die MVG die Vorwürfe des Verkehrsdezernenten bei der Bezirksregierung, Matthias Vollstedt, zu entkräften. Sie bezogen sich auf einen aufgeblähten Verwaltungsapparat, schlecht funktionierende Werkstätten und bereits bewilligte Gelder, die nicht abgerufen werden.

Seit 2007 habe die MVG demnach 10 Millionen Euro eingespart. Darin enthalten sind 150 Stellen, die ganz überwiegend den Bereichen Werkstätten, Infrastruktur und Verwaltung zu zuordnen seien. Durch den Via-Verbund seien für den Städteverbund bereits weitere 6 Millionen Euro realisiert worden, das macht für Mülheim also zwei Millionen. Bis 2020 sind in einem über hundert Punkte umfassenden Programm sogar noch größere Einsparungen vorgesehen. „Zahlen sind Politik“, das weiß auch MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus. Es kommt immer darauf an, was wozu addiert wird. Ein bestellter Gutachter, Jean-Marc Stuhm, etwa habe auch Zahlen zur Verwaltung gezählt, die dort nicht hingehörten; Personal etwa aus einem befristeten Programm, das Fahrgästen helfen soll. Seitdem haben auch der Fahrgastverband „pro Bahn“ und Axel Hercher von den Grünen den Wasserkopf-Vorwurf erhoben. Auch Hercher als Aufsichtsratsmitglied sollte es besser wissen, so Wandelenus.

Und die Werkstätten? Wären die Straßenbahnen nicht über 30 Jahre alt, gäbe es nicht so viele technische Probleme und man bräuchte weniger Personal. So wie es in der Nachbarschaft bei der Bogestra laufe. Zur Überbrückung hatte die MVG von den Bochumern sogar einige Straßenbahnen gekauft. Sie sollten vier Monate fahren. Inzwischen rollen sie auch schon zwei Jahre. Die georderten neuen 15 Bahnen kommen jetzt in der ersten Charge Anfang 2015, die restlichen zehn ab Mitte 2016. Von der Auslieferung bis zum regulären Einsatz würden in der Regel noch einmal sechs Monate verstreichen, so Wandelenus. Und die Vereinheitlichung des Fuhrparks werde ein weiteres Einsparpotenzial für die Werkstätten bringen. Mit Sorge sieht Wandelenus allerdings dem bevorstehenden Wintereinbruch entgegen. An eine Zusammenlegung aller Werkstätten sei derzeit allerdings noch nicht zu denken – schon allein aus Kapazitätsgründen. Aber es seien schon unterschiedliche Bereich der drei Städte in Mülheim zusammengeführt worden: etwa für Automaten und Nutzfahrzeuge.

Verwunderung bei der Stadtverwaltung

Auch der Vorwurf der nicht abgerufenen Fördergelder ist nicht haltbar. Denn der Verkehrsverbund RheinRuhr hatte sie gestoppt, solange der Rat den Nahverkehrsplan noch nicht beschlossen hat. Dabei geht es um rund zehn Millionen Euro für den barrierefreien Ausbau. Das bestätigt auch Michels.

Verwundert nimmt auch die Stadtverwaltung zur Kenntnis, dass sich Vollstedt in Dinge einmische, die nur mittelbar etwas mit Nahverkehr zu tun haben. Vollstedt hatte die Zulässigkeit eines Ratsbürgerentscheids, wie ihn die SPD ins Spiel gebracht hat, für fraglich erklärt.