Mülheim. Das Haus eines 81-Jährigen in Mülheim ist in der Nacht zu Mittwoch vollständig ausgebrannt. Vermutlich hatte eine heruntergebrannte Adventskranzkerze den Brand ausgelöst. Der Mann war wohl eingeschlafen. Er erlitt eine schwere Rauchvergiftung und liegt im Krankenhaus. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Es ist eine der denkbar schlimmsten Tragödien, die einen Menschen ereilen können: In der Nacht zu Mittwoch brannte das Haus eines 81-jährigen Mülheimers in der Richard-Wagner-Straße komplett aus. Der Senior liegt im Krankenhaus, schwebte bei Redaktionsschluss aufgrund seiner schweren Rauchvergiftung noch in Lebensgefahr, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage mitteilte.
Von außen ist der immense Schaden auf den ersten Blick nicht auszumachen. Die Fassade ist noch intakt, hier und da hat sich Ruß auf ihr abgelagert. Bei genauerem Hinsehen allerdings sieht man die durch die Hitze zerborstenen Fensterscheiben im ersten Stock, dahinter verbrannte, schwarze Wände.
„Innen ist kein Stein mehr auf dem anderen“, sagt Sicherheitstechniker Günter Gerdiken. „Da ist sogar der Putz von den Wänden gefallen.“ Ersten Ermittlungen zufolge wurde das Feuer durch die heruntergebrannte Kerze eines Adventskranzes, der auf dem Nachttisch des 81-Jährigen stand, entfacht. Der Mann, so der Sicherheitstechniker, sei wahrscheinlich dann „leichtsinnig eingeschlafen“. Gerdiken: „In der Doppelhaushälfte lagen viele Bücher, deshalb konnte sich das Feuer so schnell über beide Etagen ausbreiten.“
Existenz zerstört
Für die vorbeilaufenden Schulkinder der nahen Gemeinschaftshauptschule Frühlingstraße ist der vor dem Haus parkende Streifenwagen sowie die Arbeiten der Sicherheitsfachmänner eine willkommene Abwechslung. Immer wieder bleiben sie stehen und warten, ob etwas passiert. Im Inneren herrscht Betroffenheit angesichts des Ausmaßes der Zerstörung, das das Feuer hinterlassen hat. „Da wurde eine komplette Existenz zerstört“, so Günter Gerdiken. „Nicht nur das Haus, sondern auch Erinnerungen aus vielen Jahrzehnten sind weg. Einfach traurig.“
Als die Feuerwehr um Mitternacht eintraf, brannte das Erdgeschoss bereits lichterloh. Flammen schlugen aus den Fenstern im hinteren Teil des Hauses. Der Rentner hatte sich noch ins Freie retten können. Sein gesamtes Hab und Gut jedoch fiel den Flammen zum Opfer. Er wurde noch vor Ort notärztlich versorgt, zuvor soll er Nachbarn von der vergessenen Kerze erzählt haben. „Dass er noch auf die Straße gekommen ist, war reines Glück“, so Sicherheitstechniker Gerdiken. „Normalerweise reichen drei oder vier Atemzüge und man wird bewusstlos.“ Bis um 3 Uhr morgens waren die 35 Einsatzkräfte der Berufs- sowie Freiwilligen Feuerwehr mit der Löschung des Hauses beschäftigt. Ein Feuerwehrmann verletzte sich dabei leicht. Die Bewohner des direkt angrenzenden Nachbarhauses kamen derweil bei Bekannten unter.
Nicht der letzte Einsatz dieser Art
Günter Gerdiken hat Erfahrung mit derartigen Einsätzen. Und die lehrt ihn, dass der gestrige nicht der letzte dieser Art zur Weihnachtszeit gewesen sein wird. Das bestätigt auch Thorsten Drewes, Sprecher der Mülheimer Feuerwehr. „Das kann man nicht beschönigen: Es ist einfach jetzt die Zeit, in der die Menschen Kerzen auf ihren Adventskränzen anstecken. Da kommt es jedes Jahr zu derartigen Unfällen.“ Auch die Aufklärungsarbeit helfe in dem Fall nur bedingt. „Am Ende ist man erst schlauer, wenn es wirklich gebrannt hat.“
Am Tag nach dem Brand hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen übernommen. Ob eine Versicherung für den entstandenen Schaden aufkommen wird, ist bislang noch unklar. Christoph Hartmann, Sprecher der Provinzial-Hauptverwaltung in Düsseldorf: „Das kommt bei solchen Geschehnissen immer auf den Einzelfall an. Pauschal kann man nicht sagen, dass so etwas grob fahrlässig war.“
Ein Gutachter müsse dann im Auftrag der Versicherung Bilder vom Unfallort machen und die Situation bewerten. „Da kommt es dann zum Beispiel darauf an, wie die Kerze aufgestellt war. War es eine offene Flamme oder ein Teelicht in einem Gefäß? Oder gab es in der Nähe der Kerze leicht entflammbares Material?“