Kirche lebt von Hoffnung. Auch deshalb verleiht der evangelische Kirchenkreis an der Ruhr einmal im Jahr einen Hoffnungspreis. In diesem Jahr erhielten die vielen Ehrenamtlichen in den Chören diese Auszeichnung. „Kirche ohne Musik wäre arm“, sagt der Kirchenkantor Bertold Seitzer. So standen gestern Abend Leute wie Elija Bachmann, Bärbel Dietrich, Maren Kruse oder Thomas Winter auch für den Reichtum einer Kirche. Reichtum, der sich in keiner Bankbilanz zeigt.

Negative Schlagzeilen prägten das gerade zu Ende gegangene Kirchenjahr. Schlagzeilen machten Limburg und ihr Bischof, die Machenschaften eines Besoldungszentrums der evangelischen Kirche, Austrittswellen, immer weitere Kirchenschließungen, ein wachsender Mangel an Pfarrern, eine wachsende Diskrepanz zwischen Verkündigung, Anspruch und Handeln im Alltag, eine Verschwendungssucht in der Kirche, die dabei längst, so Hitzbleck, eher bescheiden daherkommt. Kirche in Not?

Solange sich weiterhin Hunderttausende von Menschen ehrenamtlich für Kirche engagieren, „bleibt sie ein wichtiger Stabilitätsfaktor in der Gesellschaft“, betont Hitzbleck. Der Einsatz der Ehrenamtlichen ist für ihn eine der permanent positiven Schlagzeilen der Kirche.

Es gibt weitere, wie Prof. Claudia Schulz von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg beim Neujahrempfang im Altenhof aufzählt: „Der Kirche geht es gut. Sie hat nach wie vor eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Das Innere der Kirche weist eine hohe Stabilität auf. Eine klare Mehrheit ist der Kirche wohl gesonnen.“ Die Kehrseite nennt die Professorin auch: Die Schrumpfung ist erheblich, und die größte Sorge bereitet die zunehmende Konfessionslosigkeit. Claudia Schulz macht dies an den Taufen deutlich: Wurden etwa in der evangelischen Kirche Westfalen noch 25 000 Kinder bis zum 14. Lebensjahr getauft, sind es inzwischen 25 Prozent weniger.

Für die Hochschullehrerin ist dies jedoch kein Grund zur Hoffnungslosigkeit in einer Welt, die zunehmend von individuellen Bedürfnissen und Sichtweisen geprägt ist. „Denn individuelle Begleitung – das konnte Kirche schon immer gut.“ Leichter wird diese Aufgabe nicht, denn der Zerfall in verschiedene Milieus ist auch in der Kirche spürbar.

Doch trotz der unterschiedlichen Milieus ist das Streben nach Gemeinschaft in der Kirche nach wie vor stark ausgeprägt. Die Preisträger des Jahres, die Ehrenamtlichen in den Chören, sind ein Beweis dafür. 44 Chorgemeinschaften zählt der Kirchenkreis, viele von ihnen haben eine lange Tradition, viele sind „sehr stabile Gruppen“, so Seitzer. Und viele von denen, die in Chören auftreten, sind an vielen Stellen in der Kirche aktiv. „Echte Stärken also“, sagt der Kantor. Oder eben Hoffnungsträger.