Mülheim-Styrum.. In unserer Serie stellen wir die Mülheimer Schulen vor. Die Willy-Brandt-Gesamtschule in Styrum stellt die Stärken jedes Einzelnen in den Vordergrund und setzt auf individuelle Förderung.
„Kann man Benzin mit Wasser löschen?“ Diese Frage soll heute im E-Kurs Chemie der Jahrgangsstufe 10 geklärt werden. Mit einem spannenden Versuch, bei dem es auch ordentlich zündelt. Die Jugendlichen sind interessiert bei der Sache, sie mögen das Experimentieren. In ihrer Schule, der Willy-Brandt-Gesamtschule, schreibt man die MINT-Fächer (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) groß. Aber natürlich nicht nur die . . .
Besondere Neigungen
„Jeder kann etwas gut, man muss nur herausfinden, was es ist“, sagt Schulleiterin Ingrid Lürig. Die Stärken eines Schülers in den Vordergrund zu stellen, seine Begabungen zu fördern, sei sinnvoller als nur auf seine Schwächen zu schauen. Es diene der Persönlichkeitsentfaltung und motiviere zum Lernen. „Das gilt im Übrigen auch für Lehrer. Wenn man etwas gerne macht, dann kann man es gut vermitteln.“ Jede Kollegin und jeder Kollege ist daher eingeladen, seine besonderen Neigungen ins Schulleben mit einzubringen.
Die Styrumer Gesamtschule ist vergleichsweise klein. „Wir können deshalb auf jeden einzelnen Schüler eingehen, ihn individuell fördern“, sagt die Schulleiterin. Ankommen sollen die Kleinsten erstmal, Sicherheit gewinnen. Deshalb findet in der Jahrgangsstufe 5 der Unterricht (60-Minuten-Taktung) im Klassenverband und sehr oft beim Klassenlehrer statt. In der 6 beginnt dann aber schon die Neigungsdifferenzierung. Gewählt werden kann die zweite Fremdsprache oder aber „Darstellen und Gestalten“ bzw. „Arbeitslehre“.
„Die Neigungs- und Leistungsdifferenzierung verstärkt sich in den folgenden Jahren dann immer weiter“, so Lürig. In Fächern wie Mathe, Deutsch oder Chemie gibt es dann Kurse für leistungsstärkere und -schwächere Schüler. Dennoch gilt: Die Schullaufbahn bleibt offen bis gegen Ende der Sekundarstufe I. „Wir wollen den bestmöglichen Schulabschluss für jedes Kind herausholen. Viele entwickeln sich erst etwas später, das zeigt auch die Statistik. 71 % unserer Abiturienten haben von der Grundschule keine Gymnasialempfehlung bekommen.“
Raum zur Enfaltung geben
Entspanntes Lernen möglich machen, Raum zur Enfaltung geben - das ist den Pädagogen in Styrum wichtig. „Wir sind froh, dass wir G 9 - also das Abi in 9 Jahren - haben. Da haben die Schüler mehr Zeit, ihren Weg zu finden und zu gehen“, sagt Ingrid Lürig.
Verschiedene Pfade stehen da offen: Zum Profil der Schule gehört z.B. auch ein biligualer Zweig - das heißt mehr Englischstunden, Fachunterricht in Englich und „Businessenglish“ für Interessierte. In der Oberstufe gebe es für die rund 290 Schüler zudem ein recht breites Angebot an Leistungskursen, darunter auch einen Technik-LK, der in NRW nur sehr selten angeboten wird.
Schulordnung mit klaren Regeln soll Schülern Sicherheit geben
Nicht nur Wissen vermitteln will die Styrumer Gesamtschule, sondern „die Kinder in ihrer Gesamtheit sehen“. „Wir legen deshalb auch Wert auf Erziehung, wollen die Eltern dabei unterstützen“, erklärt Ingrid Lürig und ist stolz auf die „freundliche Atmosphäre“, die in ihrer Schule herrscht. Eine neue Schulordnung hat man vor einiger Zeit ausgearbeitet, nach der klare Regeln gelten – inklusive Anweisungen zur Handy-Nutzung oder Dresscode-Empfehlungen. „Das gibt den Schüler auch eine gewisse Sicherheit, weil sie genau sehen, in welchen Grenzen sie sich bewegen können“, sagt die Schulleiterin und fügt hinzu: „Wir haben hier Ruhrgebietskinder, die eine klare Sprache verstehen, die aber auch wollen, dass man respektvoll mit ihnen umgeht.“
Demokratie erklären und leben
Anti-Aggressionstraining, Anti-Mobbing-Initiativen oder auch Mädchen- und Jungentrainings gehören zum Schulprogramm. Inklusion praktiziert man in den Klassen 5 bis 7.
Wichtig sei aber auch, den Kindern und Jugendlichen beizubringen, wie „Demokratie funktioniert“. Deshalb gibt es Klassenräte und natürlich eine Schülervertretung, die sehr aktiv sei. „Nur durch die Mitbestimmung können wir alle Schüler mit ins Boot nehmen“, so Ingrid Lürig.
Daten und Fakten zur Willy-Brandt-Schule in Mülheim-Styrum
- Schüler: 984
- Lehrer/Referendare: 76/10
- Zügigkeit: Sek I - vierzügig, Oberstufe vier- bzw. dreizügig
- Schwerpunkte: MINT-Schule, Technik, Kunst, Englisch bilingual ab Klasse 5, Französische ab 6, Latein ab 8, Spanisch ab 11
- Spezielle Fördermaßnahmen: Lernzeiten (individuelles Lernen), Lernserver, Schüler helfen Schülern, individuelle Sprachförderung in Modulen, Vertiefungskurse in Deutsch, Englisch, Mathe
- Arbeitsgemeinschaften: ca. 40 AGs, z.B. Robotics, Nähen, Musical, Golf, Reiten, Le Parcours, Schulsanitätsdienst, Bienen-Projekt, Ringen, Pop-Singers
- Kooperationen: Haus Ruhrnatur, Aquarius, Tennisclub OB, Golfclub Raffelberg, Reitclub OB, KSV Styrum, Max-Planck-Institut, Uni Essen/Duisburg, Unternehmerverband, ZAQ/Trivium, Grundschulen in Styrum, Schule und Kultur
- Beratung: 2 Beratungslehrer Jg. 5-7 sowie 8-10, Übergang Schule/Beruf, 4 Beratungslehrer Oberstufe, Studien- und Berufsorientierung
- Abitur: mit G 9 Berufsvorbereitung: Stärkenanalyse, Startklar Schule, Potenzialanalyse, Berufsvorbereitungswoche, Berufswahlpass, ab Kl. 8 Bewerbertraining, Schülerpraktikum in der 9
- Mögliche Abschlüsse: Hauptschulabschluss nach 9 bzw. 10, Fachoberschulreife (mit und ohne Qualifikation),Fachhochschulreife, Abitur
- Ganztag: ja. Mit AGs, offenen Angeboten am Mittag, warmes Mittagessen, Lernzeiten, individuelle Förderung
- Langtage: drei, zwei Kurztage. Aber: an jedem Tag AGs bis 15.10 Uhr bzw 16.20 Uhr
- Verlässliche Betreuung: Spielraum, der von Fachpersonal betreut wird. Auch Arbeiten in Ruhe ist hier möglich,Stadtteilbücherei direkt angeschlossen
- Mensa/Kiosk: an allen Langtagen warmes Essen vom Buffet – vom Schulkoch zubereitet. Außerdem: täglich wechselndes Hauptgericht.
- Besonderheiten: Schulsanitätsdienst, Schulgarten, Schulhund, freies Wlan für alle, sowie eine enge Kooperation mit Styrumer Grundschulen
Infos im Netz unter www.wbs-mh.de