Mülheim. Beim großen Prinzenball der Karnevalisten wurde der Mülheimer Satiriker René Steinberg mit der „Spitzen Feder“ ausgezeichnet. Das Publikum feierte auch Bernd Stelter.

„So voll hatten wir den Festsaal der Stadthalle schon lange nicht mehr“, freut sich Hans Klingels. Der Geschäftsführer des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, darf sich freuen. Denn er weiß, dass beim Prinzenball und der Verleihung der Spitzen Feder nicht nur die Stimmung, sondern auch die Kasse stimmt. Dafür sorgen 500 zahlende Gäste. Hinzu kommen 30 geladene Gäste, die als Ehrengäste, Aktive und Sponsoren unentgeltlich, aber nicht umsonst mit von der närrischen Partie sind.

Der Vizepräsident der Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, Heino Passmann, führt durch ein Programm, das sich sehen lassen kann. Die Tanzgarde der Roten Funken und ihre blau-weißen Kolleginnen der Blue Sensations brechen mit ihrer Show das Eis. Später am Abend wird Prinzessin Kiki (Paffendorf) nicht ohne Stolz in der Stimme ihre Ruhrgarde ansagen. Wenn sie nicht gerade als Prinzessin auf der Bühne stehen muss, trainiert und choreografiert sie die Ruhrgarde, die ihre atemberaubenden Kostüme selbst schneidert. „Magic Moments“ heißt die Show, die eine Sinfonie auf Musik, Tanz, Illusion und Sinnlichkeit auf die Bühne zaubert.

Publikum feiert Bernd Stelter

Neben der Ruhrgarde wird auch Bernd Stelter vom Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert. Auch bei dem Mann, den Moderator Passmann als „ungekrönten König des Karnevals“ ansagt, macht Wiedersehen und Wiederhören Freude. Seine Gags mit Gitarrenbegleitung sind nicht gerade furios, aber sie treffen, mal bodenständig, mal spitzfindig, immer wieder den Nerv des Publikums. Ein Beispiel: „Das nächste mal wähle ich die NSA. Die interessieren sich wenigstens für mich“ oder: „In Rom gibt es unter Papst Franziskus gar nicht mehr soviel Brimborium. Deshalb zieht der Vatikan jetzt nach Limburg um.“

Etwas mehr von solcher Spitzfindigkeit hätte man sich auch vom Mülheimer Satiriker René Steinberg gewünscht, der an diesem Abend mit der Spitzen Feder ausgezeichnet wurde. Doch der Saarner Lokalmatador, der sich mit seinen Rundfunkspots über die von der Leyens und Schloss Koalitionsstein Verdienste um das freie und offene Wort erworben hat, tat sich an diesem Abend bei seiner Dankesrede erst einmal schwer. Seine Stimmübungen, frei nach dem Motto: „Mach mir mal den Roland Pofalla“ oder: „So würde es sich anhören, wenn Helge Schneider, ­Tegtmeier oder Herbert Grönemeyer in einem Ruhrgebiets-Tatort als Kommissar ermitteln würden“ waren wohl nicht leicht aus seiner Spitzen Feder geflossen.

Laudator und Kabarett-Kollege Kai Magnus Sting, der Steinberg zurecht „Herz, Humor und ein Gespür für politische Satire bescheinigte“, kam da erst mal besser an. O-Ton: „Ich glaub, die Merkel macht es nicht mehr lang, Die kauft sich bestimmt nicht noch einen zweiten Hosenanzug. Und wenn der Gabriel Kanzler wird, werden viele sagen: Mensch, dem Kohl geht es ja wieder richtig gut.“ Aber Steinberg holte auf und zwar mit gesprochenem und gesungenem Mülheimer Lokalkolorit: O-Ton: „Mensch Kinder, früher gab es in der Stadtmitte sogar einen Kaufhof und Menschen auf der Schloßstraße. Heute gibt es dort nur noch Metallkübel mit Bäumen drin.“ oder mit Blick auf die Verkehrsführung: „In diese schöne Stadt kommst du schnell rein, aber nie wieder raus.“ oder über die Mölmschen: „Hier kennt man sich oder hat einen gemeinsamen Freund.“