Eine lokale Spurensuche zur Leiharbeit, die CDU und SPD als Regierungsparteien künftig begrenzen wollen

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Das soll ab dem 9. Monat im Betrieb auch für Leiharbeiter gelten. Gleichzeitig werden Leiharbeitsverhältnisse auf 18 Monate begrenzt.

„Es ist gut, dass das Thema aufgegriffen worden ist, aber man wird sehen müssen, wie die Gesetzgebung im Detail formuliert wird“, sagt DGB-Chef Volker Becker-Nühlen mit Blick auf den Koalitionsvertrag.

Auch die Betriebsratschefs von Mannesmann-Grobblech, Wolfgang Lorenz, und Vallourec, Gerhard Oelschlegel, sprechen von einem „Schritt in die richtige Richtung“ und von „einer Begrenzung, die zu begrüßen ist und Planungssicherheit schafft und festlegt, wie der Begriff der vorübergehenden Arbeitsspitzen zu verstehen ist.“

Nicht ohne Stolz weist Becker-Nühlen darauf hin, dass der hohe Organisationsgrad der IG Metall von über 90 Prozent mit dazu beigetragen hat, dass Leiharbeiter in der Stahl- und Eisenindustrie schon heute vom ersten Arbeitstag an genauso viel verdienen wie ihre unbefristet und fest angestellten Kollegen. „Das ist im Dienstleistungssektor wesentlich schwieriger durchzu setzen“, räumt Becker-Nühlen ein. Er fordert die Politik auf, neben der Leiharbeit auch die Werksverträge in den Blick zu nehmen. „Die Förderung normaler sozialversicherungspflichtiger Arbeitsverhältnisse“ bleibt für den Gewerkschafter das Maß aller sozial- und arbeitsmarktpolitischen Dinge.

„Das sind oft die jungen Leute, von denen wir erwarten, dass sie konsumieren, Kinder bekommen und morgen unsere Renten bezahlen“, sagt Mannesmann-Grobblech-Betriebsrat Lorenz über die Leiharbeiter. Angesichts der aktuellen Auftragseinbrüche, befürchtet er, dass die meisten Leiharbeiter 2014 das Unternehmen verlassen müssen. „Wenn der Laden läuft, ist alles gut, aber wenn es schwierig wird, stehen die Leiharbeiter am Ende der Nahrungskette und sind nahezu rechtlos“, erklärt Lorenz, warum er die Leiharbeit am liebsten ganz verbieten würde.

„Anfangs sind wir davon ausgegangen, dass die Leiharbeit ein vorrübergehendes Phänomen sein wird, aber inzwischen gibt es einige Kollegen, die schon seit Jahren als Leiharbeiter bei uns sind und mir sagen: Ich heirate erst dann, wenn ich endlich in eine Festanstellung übernommen werde“, schildert sein Vallourec-Kollege Oelschlegel das menschliche Lebensdrama, das sich oft in befristeten und unsicheren Arbeitsverhältnissen abspielt.

Der Personalleiter von Mannesmann-Grobblech, Ulrich Scholten, weist in diesem Zusammenhang aber auch darauf hin, dass Leiharbeit die Chance eines „Klebeeffektes“ haben kann und Mannesmann Grobblech seit 2005 etwa 120 Leiharbeiter in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen habe. Der kaufmännische Geschäftsführer der Friedrich-Wilhelms-Hütte, Georg Stierle, fürchtet mit Blick auf die 18-monatige Begrenzung der Leiharbeit, „dass uns das vor Probleme stellen könnte, wenn ein Sonderprojekt länger dauert.“

45von 750 Mitarbeitern bei Mannesmann Grobblech sind derzeit Leiharbeiter. Im Stahlgussbereich der Friedrich-Wilhelms-Hütte, die insgesamt 600 Mitarbeiter hat, gibt es zurzeit zwischen 30 und 40 Leiharbeiter. Siemens beschäftigt in Mülheim 5000 Mitarbeiter, macht aber keine Angaben zur Zahl seiner Leiharbeiter. In der Produktion sind bei Vallourec 28 von rund 600 Beschäftigten Leiharbeiter. Insgesamt sind bei Vallourec1300 Mitarbeiter tätig.