Sparer sind Kummer gewohnt. Denn die Zinsen für ihre Sparbücher und Tagesgelder bewegen sich derzeit nur knapp über der Null-Prozent-Grenze.

„Sparer, die auf Nummer Sicher gehen wollen, werden schon heute bestraft“, sagt der Finanzjurist Markus Feck von der Verbraucherzentrale NRW. Negativzinsen auf Sparguthaben, wie sie jetzt von einigen europäischen Zentralbankern diskutiert werden, um noch mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen, hält Feck für Spekulation, will sie aber auch nicht ausschließen. „Das ist mit Logik nicht zu erklären“, gibt der Finanzjurist mit Blick auf Minizinsen und boomende Aktienkurse zu. Einen „Pauschaltipp“ kann und will Feck geldgebeutelten Sparern nicht geben. Doch er empfiehlt ihnen als kurzfristige Nothilfe einen Zinsvergleich auf den Internet-Finanzportalen www.biallo.de und www.fmh.de. „Denn dort findet man auch Fest- und Tagesgelder, deren Zinsen noch oberhalb der Inflationsrate liegen.“

Negativzinsen auf Sparguthaben? Daran wollen und können weder Sparkassenvorstand Martin Weck noch der Filialleiter der Sparda-Bank, Günter Draken, denken und glauben. Weck weist darauf hin, dass die EDV-Technik der Sparkasse derzeit gar nicht in der Lage wäre, Negativ-Zinsen aufzurufen. Eine entsprechende Umrüstung würde erst mal viel Geld kosten. „Die Banken, Sparkassen und Kreditinstitute sind in ihrer Zinspolitik unabhängig“, betont Weck. Selbst wenn das für ihn Unglaubliche passieren und die Europäische Zentralbank Negativzinsen verkünden würde, würden die Banken schon aus Wettbewerbsgründen ihren Kunden Zinsen oberhalb der Null-Prozent-Grenze zahlen.

„Natürlich kann die Politik die Niedrigzinsphase in der aktuellen Euro-Staatsschuldenkrise gut gebrauchen“, räumt Wecks Sparda-Bank-Kollege Draken ein. Ebenso wie der Finanzjurist Feck weist Draken daraufhin, dass der Bundesfinanzminister 2012 erstmals Bundesanleihen zum Null-Zins herausgegeben habe. Doch er betont auch: „Nicht zuletzt mit Blick auf Altersvorsorge vieler Menschen und die garantierte Mindestverzinsung der Lebensversicherer brauchen wir langfristig auch wieder steigende Zinsen.“

Weil aber kein Banker zu sagen weiß, wann die Sparzinsen mal wieder steigen, wird allgemein zu einer breiteren und der persönlichen Finanzsituation angepassten Vermögensstreuung geraten. Aktien, Immobilien, Gold, aber auch langfristigere und deshalb höher verzinste Sparanlagen sollten die kurzfristige Anlage auf dem Sparbuch oder auf dem Tagesgeldkonto ergänzen.

Um ihr Vermögen zumindest zu erhalten, investieren es offensichtlich immer mehr Menschen in Immobilien.

Bei der Sparkasse und der Sparda-Bank schätzt man, dass dieser Bereich seit der Weltwirtschaftskrise 2008 um etwa 20 Prozent angewachsen ist. Auch die ortsansässigen Immobilienmakler Ulrich Steffen und Jens Hendrik Zerres bestätigen den Trend zur steingewordenen Geldanlage.

Auch Menschen, die früher nicht an Immobilien gedacht hätten, sähen jetzt darin ein geeignetes Instrument zur Vermögenssicherung und Altersvorsorge. Die Bandbreite reicht vom selbstgenutzten bis zum vermieteten Wohneigentum und von der Eigentumswohnung über das Einfamilienhaus bis zum Mehrfamilienhaus. Auch das Interesse am generationsübergreifenden Wohnen unter einen Dach habe zugenommen.

Auch Gold, nicht nur in Barren- oder Münzenform, sondern auch als Rohstoffzertifikat wird zumindest bei der Sparkasse verstärkt nachgefragt. Der zuständige Mitarbeiter Manfred Friedrich schätzt, dass die Zahl der Anleger, die trotz starker Preisschwankungen in Gold investieren, seit 2008 um 50 Prozent angestiegen ist.