Mülheim.

Zum Jahreswechsel ändert sich das System der Apothekennotdienste. Die Apothekerkammer Nordrhein löst die 69 regionalen Notdienstbezirke auf und lässt ein zentrales Computerprogramm laufen, das über Stadtgrenzen hinweg plant.

Speziell für Mülheim bedeutet das: Ab 1. Januar 2014 wird jeweils nur noch eine Apotheke geöffnet haben, die zweite Bereitschaft, von 9 bis 22 Uhr, fällt künftig weg.

In anderen Städten gibt es diesen 22-Uhr-Dienst gar nicht. Er ist eine langjährig praktizierte örtliche Besonderheit, erklärt Kreisvertrauensapotheker Hannu Uwe Kratz, dessen Aufgabe bislang die Erstellung der Mülheimer Notdienstpläne war. „Ob die neue Verteilung glücklich ist, muss man sehen“, meint Kratz.

Da aber viele Apotheken in Einkaufszentren selbst an Samstagen schon bis 20 Uhr offen seien, spüre man den Wegfall des 22-Uhr-Dienstes allenfalls am Sonntag. Kratz betreibt eine Apotheke in Dümpten und sagt aus langer persönlicher Erfahrung: „Aus geschäftlicher Sicht lohnt sich der Notdienst eigentlich nicht, allenfalls sonntags, aber auch nicht so, dass man scharf darauf ist.“ Wie viele Kunden anschellen, das schwanke sehr stark. In der Erkältungszeit Herbst und Winter sind es deutlich mehr. „Nachts ist aber wenig los“, berichtet Kratz, „da kommen meist nur ein bis zwei Leute.“

Ungefähr ein Drittel der Notdienstkunden lege ein Rezept vor, davon wiederum die Hälfte für ein erkranktes Kind. „Die restlichen zwei Drittel holen sich frei verkäufliche Produkte.“ Dass auch Leute aus der Nachbarstadt Oberhausen kommen, ist bei ihm in Dümpten übrigens schon immer üblich.

Reaktion auf steigende Zahl von Apothekenschließungen

Die Apothekerkammer versichert, durch die Neuregelung, mit der man auf die steigende Zahl von Apothekenschließungen reagiert, sei die Patientenversorgung keineswegs gefährdet. Niemand müsse weitere Strecken fahren als bisher. Maximal zehn Straßenkilometer darf die jeweils nächstgelegene Notdienstapotheke in einer Stadt wie Mülheim entfernt sein. „Dieser Wert wird auch nach dem neuen System deutlich unterschritten“, sagt Heinz-Peter Barleben, Vizepräsident der Apothekerkammer Nordrhein.

Warum der 22-Uhr-Dienst als Mülheimer Spezifikum wegfällt, begründet Barleben so: „Es hat sich nicht gelohnt.“

Nikola Hofer, Sprecherin der Mülheimer Apotheken, sieht das ganz ähnlich. „Ich glaube, dass eine Apotheke mit Notdienstbereitschaft ausreicht.“ Doch auch das neue System muss sich in der Praxis bewähren. Im Auge behält dies der Notdienstbeirat der Apothekerkammer, „ein Arbeitskreis aus gestandenen Kollegen“, betont Barleben, in dem auch Mülheimer vertreten sind. Dass die Pläne künftig zentral per Computer erstellt werden, hat aus seiner Sicht einen weiteren Vorteil: „Falls irgendwelche Probleme auftreten, können wir das System schneller als früher wieder anpassen.“

Apotheken-Suche per Internet soll praktischer werden

Als erweiterten Service will die Apothekerkammer Nordrhein ebenfalls ab Januar 2014 eine neue Notdienstsuche per Internet einrichten: Unter www.aknr.de soll dann – nach Eingabe des Wohn- oder Standortes – sofort die nächstgelegene Apotheke angezeigt werden, die geöffnet hat.

Eine Liste der jeweils am nächsten gelegenen Notdienstapotheken kann man künftig auch kostenlos per E-Mail abonnieren. Sie wird aktuell übermittelt, wenn man einen Standort hinterlegt.

Hilfreich ist das z.B. für Familien mit kleinen Kindern oder Pflegeheime.