Mülheim/Essen. Das Polizeipräsidium Essen/Mülheim nahm in diesem Jahr bereits 1680 Waffen zur Verschrottung entgegen - mehr als viermal so viele wie sonst. Zumeist sind es Waffen, die jemand geerbt oder beim Aufräumen in Opas Keller zufällig gefunden hat. Oder Waffen ehemaliger Sportschützen.

Die Beamten am Polizeipräsidium Essen/Mülheim haben schon erlebt, dass scharfe, geladene Schusswaffen von arglosen Bürgern vorbeigebracht wurden – in bester Absicht: Damit die Pistolen oder Gewehre bei der Polizei sicher verwahrt sind, bis sie dann fachmännisch vernichtet werden können. Allein in diesem Jahr wurden 1680 Waffen bei der Polizei abgegeben. Zumeist Waffen, die jemand geerbt hat vom Vater oder beim Aufräumen in Opas Keller zufällig gefunden hat. Und Waffen, die ehemalige Sportschützen oder Jäger nach Aufgabe ihres Hobbys abgeben.

Illegale Waffen können noch bis zum Jahresende straffrei bei der Polizei abgegeben werden. „Vorausgesetzt, es ist keine Straftat mit der Waffe begangen worden”, betont Polizeisprecher Raymund Sandach. Diese „Amnestieregelung” ist eine Folge der Änderung des Waffenrechts nach dem Amoklauf im baden-württembergischen Winnenden im März 2009. Illegale Waffen sind Waffen, die jemand ohne Waffenbesitzkarte aufbewahrt, also ohne sie bei der Polizei angemeldet zu haben. Sportschützen etwa haben Waffenbesitzkarten. Ein so genannter „Waffenschein” wird nur in seltenen Fällen ausgestellt. Er berechtigt zum Tragen, zum Führen einer Waffe – bei manchen Einsätzen von Sicherheitsdiensten kann das zum Beispiel der Fall sein.

Zahl sehr hoch

Unter die Amnestieregelung fiel bisher noch keine der 1680 Waffen, die das Polizeipräsidium allein in diesem Jahr von Mülheimer und Essener Bürgern entgegennahm. Dennoch ist diese Zahl sehr hoch: „Normalerweise haben wir nur etwa 300 bis 400 Waffenabgaben im Jahr”, sagt Lars Mündelein, einer der zuständigen Sachbearbeiter bei der Polizei Essen/Mülheim. Mündelein macht für die verstärkte Abgabe die Änderung des Waffengesetzes verantwortlich, das eine sichere Verwahrung der Waffen unter bestimmten Kriterien vorschreibt. Daher hat die Polizei alle ihr bekannten Waffenbesitzer in Mülheim angeschrieben, die eine sichere Unterbringung ihrer Lang- und Kurzwaffen nachweisen müssen. „Wer sich keinen neuen Waffenschrank kaufen will, der gibt seine Waffen dann oft lieber ab”, so Lars Mündeleins Erfahrung.

Die bei der Polizei abgegebenen Waffen werden zentral in Duisburg, im Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste, gesammelt und dann zur Verschrottung gebracht.