Wie soll sich die evangelische Kirche für die Zukunft aufstellen? Ereignisse wie etwa die Aufgabe von Kirchen und Gemeindehäusern (jüngst in Heißen angekündigt) zeigen, dass in dieser Frage dringend Handlungsbedarf besteht. Die Synode des Kirchenkreises an der Ruhr hat daher bereits 2011 eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die bis zum Frühjahr 2014 zukunftsfähige Szenarien für die weitere Arbeit im Kirchenkreis und in den Gemeinden entwickeln soll. Und dieses Gremium, das immer wieder den Austausch mit den Gemeinden und den Synodalen sucht, wird bei der Herbsttagung der Kreissynode (heute und morgen im Altenhof) vortragen, was bei der Umstrukturierung zu bedenken ist.
Eine ernüchternde Erkenntnis und eine grundsätzliche Frage stehen hinter allen Überlegungen. Fakt ist: Die Kirchensteuer-Einnahmen werden wohl weiter sinken. Und das wirft die Frage auf: Soll und kann die evangelische Kirche in der Stadt kleingliedrig angelegt bleiben (in Gemeinden vor Ort mit diversen Angeboten) oder muss großgliedriger gedacht werden.
„Es gibt unterschiedliche Ideen dazu, wie Kirche künftig organisiert werden soll“, sagt Pfarrerin Dagmar Tietsch-Lipski, Vorsitzende der Steuerungsgruppe. Was sind auch künftig die Aufgaben der Gemeinden? Und welche Angebote sind auch bezahlbar? Das sind nur zwei von vielen Fragen, die noch genauer zu prüfen sind und deren Antworten in die Konzeption mit einfließen müssen. „Wir liefern den Synodalen jetzt einen Zwischenbericht, haben die Handlungsfelder kirchlicher Arbeit noch einmal neu beschrieben und die Gemeinden befragt, welche ihnen am wichtigsten sind“, so Tietsch-Lipski. Dies wolle man auch in der Synode tun. Die Rückmeldungen von Gemeindemitgliedern und den Synodalen sollen in die weitere Konzeptionsentwicklung eingehen.
Ob es weitere Gemeindefusionen geben wird oder die evangelische Kirche sich mehr zentralisiert, d.h. bestimmte Aufgaben (wie etwa Jugendarbeit, Diakonische Arbeit, Ökumenische Kontaktpflege oder Bildung) also nicht mehr von den Gemeinden vor Ort übernommen werden, ist völlig offen. „Entschieden ist da noch gar nichts, das werden weitere Abstimmungsgespräche ergeben“, sagt Dagmar Tietsch-Lipski. Das Ziel der Steuerungsgruppe: Bei der Frühjahrssynode im Mai sollen abstimmungsfähige Szenarien vorgelegt werden.
Die Kreissynode widmet sich aber auch anderen Themen: Sie berät über die Neukonzeption der Gehörlosenseelsorge, über die Regelung der Vermögensaufsicht für den Kirchenkreis und seine Gemeinden sowie eine Datenerhebung zum Personalplanungsgesetz. Fortgesetzt werden zudem die Beratungen über den beantragten Wechsel der Gemeinde Kettwig in den Kirchenkreis Essen. Die Synode ist öffentlich, sie beginnt mit einem Gottesdienst heute um 18 Uhr in der Petrikirche.