Mülheim.. Bogenjagd auf lebendes Wild ist in Deutschland verboten. Um jedoch das jagdliche Bogenschießen nachzuempfinden, gibt es Veranstaltungen wie das Freilichtbühnen-3D-Turnier. Das komplette Gelände der Freilichtbühne wurde am Samstag in einen Parcours für Bogenjäger verwandelt.



Der Mader steht aufrecht, steht ganz still. Madeleine spannt geräuschlos den Bogen, zielt und lässt los. Der Pfeil rast Richtung Gebüsch und trifft den Mader mitten im Hals. Getroffen – die 22 Jährige könnte zufrieden sein. Aber sie bekommt nicht die volle Punktzahl, sie hat die „Killzone“ nicht erwischt. Der Mader wäre nur verletzt, nicht tot. Er wäre – denn der Mader ist nicht echt. Er sieht nur wie ein echter Mader aus, ist aber aus einem speziellen Schaumstoff.

Madeleine Aarts ist eine von insgesamt 120 Schützen, die mit Pfeil und Bogen an 20 Stationen imitierte Füchse, Ratten oder Schnecken ins Visier nehmen. Höhepunkt ist ein mehr als zwei Meter großer Grizzlybär.

„Es ist wie eine Sucht. Wenn man einmal geschossen hat, kann man nicht mehr aufhören“, versucht Aarts ihre Begeisterung für den Bogensport zu beschreiben. Sie ist gemeinsam mit ihrem Vereinskollegen Jan Terstappen vom SV „Gut Schuss“ Brüggen aus dem Kreis Viersen angereist. Er sieht in dem Sport vor allem einen Ausgleich zum Alltag: „Man vergisst seine Sorgen und Pflichten. So ein Turniertag ist wie ein Tag Urlaub.“

Zweimal laufen die Schützen alle 20 Stationen ab. Am Ende des Tages wird es auf jeden Fall mehrere Gewinner geben. Die Teilnehmer werden in Kinder, Damen und die Herren noch einmal in drei Klassen eingestuft. „Das besondere hier ist die Location mitten im Ruhrgebiet“, sagt Eric Sill, der mit seinem Trainerkollegen Maik Schrake Freitagabend allein die „Tierwelt“ aufgebaut hat. Bogenschützen aus der Gegend müssten sonst zwei Stunden fahren, da 3D-Turniere für gewöhnlich mitten in Wäldern stattfänden. „Uns ist es wichtig, dass es als Sport angesehen wird und nicht als irgendein Robin-Hood-Event“, sagt Sill.

Wer selbst einmal den Bogen spannen möchte, kann im Besucherbereich Hand anlegen. Christopf Maihs zeigt den richtigen Stand, hält den Ellenbogen in die richtige Höhe und sagt, worauf es ankommt: „Aufs Loslassen. Einige trauen sich nicht, den Pfeil loszulassen.“

Die neunjährige Friederike Lohmann hat damit keine Probleme. Der erste Schuss geht ins Leere, der zweite trifft schon die Zielscheibe. Danach versucht ihr Vater Volker sein Glück. Er zielt jedoch nicht auf die Scheibe, sondern auf ein Wildschein. Er trifft gleich beim ersten Mal. Und er trifft die „Killzone“. Das Schwein wäre tot.