Mülheim. Die Großrazzien der Polizei im Bereich der Eppinghofer Straße in Mülheim zeigen Früchte: Offenbar weichen Hells Angels und Bandidos auf die Nachbarstädte aus. Weitestgehend sei die Lage in der Stadt entspannt, so Polizeisprecher Ulrich Faßbender. Doch auch in Zukunft will die Polizei einen Blick auf die szenetypische Kriminalität rund um die Eppinghofer Straße werfen.

Die Hells Angels und Bandidos ringen gerade in Oberhausen um die Vormachtstellung. Dort versuchen gerade die Bandidos ein Clubhaus anzumieten. Der dortige Ordnungsdezernent Frank Motschull machte der Politik jetzt unmissverständlich klar: „Oberhausen wird kein angenehmer Gastgeber für Rockergruppen sein.“ Er kündigte eine Politik der kleinen Nadelstiche an.

Sind jetzt die Rocker von der Eppinghofer Straße in die Nachbarstadt ausgewichen? Für den Essener Polizeisprecher Ulrich Faßbender ist das schwer zu beurteilen. „Wenn der Druck groß ist und die Rocker nicht mehr in Ruhe ihre Geschäfte betreiben können, weichen sie aus. Das ist doch klar“, sagt Faßbender.

Und dieses Kalkül, eben jene Nadelstiche, ist aufgegangen. Im Frühjahr waren es noch schätzungsweise 40 bis 60 Rocker, die sich an der Eppinghofer Straße trafen. Übertritte machten die Situation unübersichtlich. Immer wieder marschierte die Polizei mit einer Einsatzhundertschaft auf, kontrollierte die Cafés und Läden, die von den Rockern besucht wurden. So wollte die Polizei den Rockern den Spaß nehmen, sich hier zu etablieren.

Rocker-Situation hat sich seit Großrazzia im Mai etwas entspannt

Im Gegensatz zu Oberhausen, wo Anfang des Jahres die Situation eskalierte und ein Hells Angel durch Schüsse lebensgefährlich verletzt wurde, blieb es in Mülheim aber friedlich. Die Situation hatte sich allerdings am 22. Mai dramatisch zugespitzt, als auch hier eine Auseinandersetzung zu eskalieren drohte. In schusssicheren Westen und mit Maschinenpistolen in der Hand bot die Polizei mehrere hundert Beamte auf, die die Stadt sowie die Zufahrtsstraßen nach Eppinghofen abriegelten und kontrollierte konsequent. Die Bilanz des Einsatzes: 17 Personen verbrachten die Nacht im Gewahrsam, eine unbekannte Anzahl Personen wurde die Zufahrt in die Stadt verweigert und ein Kofferraum mit 40 je 1,20 Meter langen Axtstielen, die sicher gestellt wurden.

„Manchmal muss man eben martialisch auftreten“, sagt Faßbender rückblickend. Die Entwicklung bestätigt die gewählte Strategie. Von Tag zu Tag habe sich seitdem die Situation entspannt. Die Bandidos kündigten darauf hin an, ihr Vereinsheim in Dümpten aufzugeben und ihr Chapter, wie sie ihre Ortsgruppen nennen, zu schließen. Inzwischen gibt es an der Eppinghofer Straße keine massiven Ansammlungen von Rockern mehr, es seien nur noch jene hier, die auch im Umfeld wohnen, so der Polizeisprecher.

Polizei setzt auf Überraschungsmoment

Die Intervalle mögen größer geworden sein und die Anzahl der eingesetzten Beamten mag abgenommen haben, an den Einsätzen, hält die Polizei aber fest. Sie folgen keinem Muster, die Polizei setze immer noch auf das Überraschungsmoment „Wenn wir das Feld preisgeben, dann hätten wir in kurzer Zeit wieder das selbe Problem“, dessen ist sich Fassbender bewusst. Und auch in Zukunft soll ein wacher Blick auf die szenetypische Kriminalität in der Eppinghofer Straße geworfen werden: illegale Beschäftigung und Rauschgifthandel.