Die Debatte um den Nahverkehr in Mülheim, wann er wohin fährt, und wenn überhaupt, wie, mit Bus oder Bahn, führt zu Verspannungen mit überregionalen Bezügen. Wie der Kreis Mettmann wehrt sich nun etwa auch der Selbecker Bürgerverein gegen die im Entwurf des Nahverkehrsplanes vorgesehene Stilllegung der Buslinie 752 (Mülheim Hbf - Saarn - Selbeck - Ratingen-Lintorf - Düsseldorf Hbf).

In einem Brief an die städtischen Verkehrsplaner gibt der Bürgerverein zu bedenken, dass durch den Wegfall der Buslinie „gravierende Nachteile“ für die Nahverkehrsanbindung des Stadtteils entstünden. Insbesondere für Schüler, aber auch für ältere Selbecker ohne Auto sei der Bus 752 wichtig.

Der Bürgerverein macht geltend, dass im Schuljahr 2012/14 der Einsatzbus für Luisen- und Otto-Pankok-Schüler an der Haltestelle Stooter Straße 21 Mal nicht gekommen sei, die Linie 752 sei dann die einzige Alternative gewesen. Um diese auch künftig noch zu haben, sei zumindest der Takt der Linie 752, die die Schulen ebenfalls ansteuert, anzupassen. Überhaupt sei einiges zu tun, um die Erreichbarkeit von Unterrichtsstätten für Selbecker Schüler mit dem ÖPNV sicherzustellen. Auch setzt sich der Bürgerverein für Selbecker Schüler ein, die das Kopernikus Gymnasium in Ratingen-Lintorf besuchen. Bei einem Wegfall der Linie 752 stünden diese komplett im Regen, wenn die Erreichbarkeit nicht über andere Linien (753, 131, 016) sichergestellt werde. Hier seien unbedingt Abstimmungsgespräche mit der Stadt Ratingen zu führen.

Dort, auf der Gesprächsebene, ist man im Städteverbund Essen, Duisburg und Mülheim längst angekommen - und findet wenig Freude daran. Der Grund des Ärgers sind unterschiedliche Vorstellungen über die gemeinsame Nahverkehrsgesellschaft Via, in der MVG, EVAG und DVG gemeinsame Aufgaben gemeinsam erledigen und die eigentlich eine Vorstufe zu einem integrierten Verkehrsunternehmen werden sollte, sprich: eine Verkehrsgesellschaft für drei Städte. Davon sind Städte- und Arbeitnehmervertreter weiter entfernt denn je. Nach Arbeitstreffen von Aufsichtsratsgremien musste Via-Sprecher Nils Hoffmann schon öffentlich beteuern, dass es kein Zurück mehr gebe, weil alle Einzelfirmen durch den Verbund viel zu viel sparen; Mülheim etwa eine Million Euro im Jahr.

Tatsächlich aber sind die Differenzen groß. Die Stadt Duisburg mag sich nicht mit einem Gesamtbetrieb anfreunden und kann sich schon vorstellen, nur Dienstleistungen über die Via abzuwickeln, den Fahrdienst aber selbst zu führen. Und die in Mülheim ernsthaft verfolgten Pläne, den Systemwechsel von Bahn zu Bus anzugehen, sorgen gleich in Essen und Duisburg für Missstimmung. Ob Mülheim diesen Weg überhaupt geht, wird am Donnerstag ein lang erwartetes Expertenhearing im Rathaus klären helfen (17 Uhr, Ratssaal). Weil alle 48 Besucherplätze längst vergeben sind, wird die Veranstaltung live auf eine Großbild-Leinwand im Foyer übertragen.