Malen, Singen oder Theaterspielen – was versteht man eigentlich unter Kultur? „Viel mehr als nur Malen oder Basteln“, weiß Ingrid Amelung, Lehrerin an der Realschule Stadtmitte. Die Kulturbeauftragte der Schule organisiert das auf vier Jahre angelegte Projekt „Kulturagenten für kreative Schulen“. Als eine von NRW-weit 30 teilnehmenden Schulen führt die Realschule Stadtmitte nun im dritten Jahr Projekte durch und knüpfte nun neue Kooperationen zu Künstlern und Einrichtungen.

„Eigentlich habe ich nie gerne gemalt“, gibt Selenay zu. Dann arbeitete die 13-Jährige mit dem Künstler Sascha Freisburger – und entdeckte plötzlich, dass das Hantieren mit Farben doch Spaß macht. „Jetzt bin ich stolz auf mein Bild.“ So sieht der Idealfall aus: Schülern den Weg zu Kultur zu ebnen, das ist das Ziel dieses Projekts.

Dafür dürfen sich 120 Schüler der Jahrgangsstufe 8 in eine der Projektgruppen einschreiben – freiwillig. So wie Schülerin Alexandra: „Ich habe schon bei einer Aufführung in der Schule mitgemacht und mich daher in die Theatergruppe eingeschrieben.“ Denn das Theater an der Ruhr kooperiert nun ebenso mit der Schule wie etwa das Kunstmuseum oder Künstler wie Rona Nekes, Anja Bardey und Alfred Dade. Künstler und Lehrer leiten die Kinder gemeinsam in den Gruppen an. „Spannend ist, dass wir im Theater auch hinter die Bühne schauen dürfen“, sagt Alexandra. „Die Schüler kommen mittlerweile auch abends ins Theater“, freut sich TAR-Theaterpädagoge Bernhard Deutsch.

Nicht nur auf die Bühne, auch „unter Tage“ dürfen die Kinder – in den Luftschutzstollen in Hattingen, denn die dortige Heinrichs-hütte kooperiert mit der Realschule. „Als Künstler ist man nicht so voreingenommen“, weiß die Mülheimer Künstlerin Rona Nekes. Sie arbeitet mit Schülern in zwei Gruppen im Kunstmuseum: „Zum Thema Mode und Licht und Schatten.“ Dort begutachten die Schüler die Ausstellungen und bekommen sensible Fragen gestellt, etwa „wonach schmeckt Pollock?“ „Jeder Jugendliche wählt ein Bild aus und kreiert ein Accessoire dazu. Am Ende gibt es eine Modenschau“, erklärt Rona Nekes, die zum zweiten Mal bei der Projektrunde mitmacht. „Weil es spannend ist, neue Impulse aufzunehmen.“

Bei der ersten Runde im vergangenen Jahr haben Sabrina (14) und Lena (14) mitgemacht, bei „Wilder Westen an der Ruhr“, wo es zum Pflanzenfarben mischen auf die Schleuseninsel ging, und einem Kurs im Ledermuseum, bei dem die Kinder selbst Klamotten nähten. „Heute kann ich Ledertaschen selbst herstellen“, freut sich Lena.