Heißen/Heimaterde. .
Die Heißener Kirchengemeinde steht vor Veränderungen. Auf einer Gemeindeversammlung stellten Pfarrer und Presbyter Montag Abend Pläne für den Umbau der Gemeinde vor. Dieser umfasst neben der Aufgabe der Friedenskirche die Verlegung des Heimaterder Familienzentrums sowie einen Neubau in Heißen-Mitte. Vor allem die Entwidmung des Gebäudes am Humboldthain sorgte für deutliche Worte der Anwesenden.
Viele waren in die Gnadenkirche am Heißener Markt gekommen, um sich über die Überlegungen des Presbyteriums zu informieren. „Über 160 Menschen“ waren da, schätzt Pfarrer Wolfgang Sickinger, der auch Vorsitzender des Presbyteriums ist. Für einige von ihnen, räumt er ein, war das, was vorgestellt wurde, „ein Schock“. Die Aufgabe der Friedenskirche traf auf viel Unverständnis. „Ich habe mich gefreut, dass einige sich getraut haben, ihre Trauer auszudrücken“, formuliert es Michael Manz, der seit 20 Jahren Pfarrer der Friedenskirche ist. Manz berichtet von einem Redner, der sich ärgerte, dass mit der Friedenskirche „der lebendigste Ast“ der Gemeinde „abgeschnitten“ werde. Er erzählt von einer Frau, die jetzt schon ankündigte, den Weg in andere Kirchenräume nicht mitgehen zu wollen.
Dies ist die emotionale Seite der nüchternen Überlegungen, die hinter dem Umbau stehen und finanzielle Gründe haben. Sie zwingen die Gemeinde laut Wolfgang Sickinger zum Handeln. Auch Michael Manz weiß um die Sonderstellung der Heißener, die einst gegen den Beitritt in die Vereinte Ev. Kirchengemeinde und für die Eigenständigkeit votierten. „Wir sind so ziemlich die letzten, die noch so viele Gebäude haben.“ Und eben die kosten bei zugleich sinkenden Kirchensteuereinnahmen. Denn die Ev. Kirche schreibt „Substanzerhaltungsrücklagen“ vor, was sich auf eine simple Formel bringen lässt: Je mehr Gebäude, desto mehr Geld muss man zurückgelegen. Letztlich führe dies, so der Presbyteriumsvorsitzende, „zu massivem finanziellen Druck, den wir nicht bewältigen können“.
Das Ziel des Presbyteriums ist deshalb, die Zahl der Gebäude zu reduzieren und zugleich zusätzliche Einnahmen zu generieren: Die vorgestellten Pläne sehen nicht nur vor, die Friedenskirche samt Gemeindehaus aufzugeben. Zudem soll der Kindergarten von der Kleiststraße zur Erlöserkirche verlegt werden. Die Gemeinderäume am Sunderplatz müssten dafür umgebaut werden. Das Gebäude an der Kleiststraße soll auch verkauft werden. Weitere Überlegungen sehen vor, das Pfarrhaus neben der Gnadenkirche abzureißen, um auf dem Grundstück ein mehrstöckiges Wohnhaus zu errichten. Mieteinnahmen verspricht man sich davon.
Noch sind laut Sickinger Einzelheiten zu prüfen. Etwa stehen Gespräche mit dem Landschaftsverband und dem Jugendamt aus, ob eine Verlegung des Kindergartens möglich ist. Der Zeitplan sieht aber vor, die Friedenskirche spätestens Ende 2014 zu entwidmen. Der Beschluss soll noch in diesem Jahr gefasst werden. Auch dem Presbyterium, so Sickinger, falle dies nicht leicht. Ein Kilometer Luftlinie liegt zwischen Erlöser- und Friedenskirche. Sickinger hofft, dass die Gläubigen den Weg zum Sunder- oder zum Marktplatz finden. Michael Manz jedenfalls will „versuchen, die Menschen mitzunehmen“ – von der Friedenskirche in neue Kirchenräume. Trotz allem, sagt er: „Ich sehe alle Sachargumente, aber es tut weh.“